Waldgeflüster – Unter Bronzenen Kronen – EP Review

Waldgeflüster – Unter Bronzenen Kronen
Herkunft:
München / Deutschland
Release:
29.09.2023
Label: AOP Records
Dauer:
28:09
Genre:
Black Metal


Die aus Bayern stammende Band Waldgeflüster steht seit vielen Jahren für Qualität und Kontinuität im Schaffen. Die Band hat sich bereits 2005 gegründet und schon sieben Alben sowie weitere kleine Veröffentlichungen hervorgebracht. Doch das Besondere am Output der Band sind die naturverbundenen deutschen Texte, welche 2021 beim Album Dahoam sogar in bayerischer Mundart gipfelten.

Umso mehr verwunderte es mich gleich zwei englische Titel auf der neuen EP zu finden. Doch das Rätsel war schnell gelöst, denn diese beiden Tracks sind Coverversionen und die Lyrics wurden im englischen Original belassen. Alle vier Stücke der EP sind thematisch dem Herbst gewidmet. Die Stücke strahlen Reife, Melancholie und eine gewisse Wärme aus.

Der Atem des Herbstes

Doch fangen wir ganz vorne mit dem ersten und einzigen neuen Stück Unter bronzenen Kronen an. Es ist ein wunderbares acht Minuten langes Stück, das HIER angehört werden kann und die Reife der Band im vollen Umfang demonstriert. Prinzipiell beruht die Musik von Waldgeflüster auf Black Metal, doch ist dieser mit Epic und Melancholie angereichert.

So gibt es natürlich eine breite Gitarrenwand, doch diese öffnet dem Hörer geradezu die Brust zum Atmen. Dazu kommt noch die galoppierende Rhythmusgruppe und der emotionale, hingebungsvolle Kratzgesang von Winterherz, der auch mit Klargesang kombiniert wird.

Songs voller Traurigkeit und Neufindung

Waldgeflüster gehen weit über den üblichen musikalischen Rand hinaus und covern mit The Pit einen Song der Band Panopticon, die eher im Post- und Folkrockbereich anzusiedeln ist. Doch musikalisch ist das Original nach der Bearbeitung kaum noch erkennbar. Die Bayern haben dem ganzen ihren eigenen Stil aufgedrückt, wie man HIER anhören kann. Inhaltlich passt der nachdenkliche Text perfekt in das Herbstthema und bekommt eine besondere Note durch den Einsatz des Cellos im Mittelteil.

Auch wenn der dritte Song ein Eigengewächs ist, hat sich die Version von Herbst befiel das Land MMXXIII doch schon extrem verändert. Das etwas rüde und alles andere als produktionstechnisch ausgefeilte Original von 2009 wird neu interpretiert. So klingt die Komposition 2023 fast wie ein neuer Track, welcher sich in Verbindung mit der neuen Produktion wie ein älterer, härterer Bruder von Unter Bronzenen Kronen anfühlt.

Erweiterung des Horizonts und Brückenschlag

Welcher Metaller kennt schon den Song Black Flies von Ben Howard? Angesichts von Millionen Klicks für den Song auf Youtube habe ich das Gefühl einer Bildungslücke und musste erst mal meinen Horizont erweitern.

Auch hier haben Waldgeflüster alles, außer dem Text, am Basissong umgekrempelt. Das Original wird von der Gesangsstimme und dem Klang einer Akustikgitarre bestimmt. Die Coverversion kommt zwar episch, aber mit geschlossener Gitarrenwand daher. Die klare Gesangsstimme nimmt die Schärfe aus der Neuinterpretation. Dadurch wird mit Melancholie und Ausstrahlung eine perfekt Brücke zum Panopticon Cover geschlagen.

Insgesamt haben die beiden Eigenkreationen Unter Bronzenen Kronen und Herbst befiel das Land MMXXIII einen deutlicheren Black Metal Einschlag. Dagegen tragen die beiden Coverversionen durch ihre unterschwellige Sanftheit einen Hauch Gothic Feeling in sich und runden so den herbstlichen Gedanken von Reife und Verfall perfekt mit ab.


Fazit
Waldgeflüster
überzeugen nicht nur mit dem neuen Unter Bronzenen Kronen, sondern auch mit den anderen drei Interpretationen zu herbstlichen Themen. Mächtig, episch und emotional zieht die EP an uns vorüber und hinterlässt Bedauern über die Kürze der gebotenen halben Stunde. 9 / 10

Line Up
Winterherz – Gesang
Thomas Birkmaier – Schlagzeug
Dominik Frank – Gitarre
Markus Frey – Gitarre
Avagr – Bass

Tracklist
01. Unter bronzenen Kronen
02. The Pit (Panopticon Cover)
03. Herbst befiel das Land MMXXIII
04. Black Flies (Ben Howard Cover)

Links
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