Agalloch – Atmospheric Folk aus den USA – Empfehlung der Redaktion

Herkunft: Portland / USA
Genre:
Atmospheric Folk / Black Metal / Post-Rock / Avangarde
Für Freunde von:
Ulver, Katatonia, Fields of the Nephilim, Empyrium
Side Fact:
Die damalige Freundin von John Haughm sang die weibliche Vocals bei She Painted Fire Across the Skyline und As Embers Dress the Sky ein.


Foto Credit: Agalloch MMXXIII

Agalloch haben sich 1995 formiert und nach zwei Promotapes From Which Of This Oak und Promo 1998 mit Pale Folklore ihr Debütalbum veröffentlicht. Waren die ersten beiden Promotapes noch vom Wiederhall des erstarkten Black Metals geprägt, so gingen die Amerikaner nun neue, offenere Wege. Zwar waren nach wie vor Elemente des Black Metal im Kontext enthalten, aber sie wurden mit Einflüssen aus Folk-, Progressive und Post-Rock angereichert.

Ein Ausbruch aus verfestigten Strukturen

Dazu kam die Fähigkeit der Band sich nicht drängen zu lassen. Das trifft sowohl auf die Stilrichtung als auch auf die Struktur ihrer Songs zu. Geradezu episch ufern die Kompositionen auf Pale Folklore aus und werden gepaart mit langen instrumentalen Passagen und auch fast tanzbaren Stücken. Das war damals fast ein No-Go im Bereich der dunklen und schwarzen Musik. Gerade das Black Metal Genre neigt dazu, sich unter dem Zeichen der “Trveness” selber zu limitieren, zu wiederholen und einzig in Härte einen kreativen Ausweg zu suchen.

Der emotionale Inhalt der Lyrics gepaart mit den ausschweifenden Songs machen das Debüt von Agalloch deshalb so einzigartig. Schnell erlangte die Band einen Spitzenplatz in der Rubrik, welche unter dem Überbegriff des Avantgarde Metal zusammengefasst werden kann.

Emotionale Feuerzeichen

Auch die Wahl der lyrischen Themen beschritt eigene Wege. Es waren keine genretypischen antichristlichen Texte oder historische Ausflüge auf Schlachtfelder, die beschrieben wurden. Naturstimmungen, tragische Themen und metaphysische Bilder wurden vom alleinigen Texter John Haughm gewählt, um uns eine Welt aus Schmerz, Melancholie und Kälte aufzuzeigen.

Pale Folklore startet mit She Painted Fire Across The Skyline, dessen ersten Teil es HIER zum Anhören gibt. Die Komposition gleicht einem dreifach geteiltem musikalischem Triptikon, welches von John Haughm im Alleingang geschaffen wurde.

Langsames Heranwachsen, emotionale Gitarren, unverhoffte Breaks und ruhige Parts kennzeichnen das zwanzigminütige Tripple. Neben dem verschieden vorgetragenen Gesangstimmen und -arten gibt es als Kontrast auch weiblichen Gesang seiner damaligen Freundin zu hören. Immer wieder verfällt She Painted Fire Across The Skyline in eine andere Rhythmik und schafft es so temporär akustische Parts mit dezent platzierten Doublebassattacken zu verheiraten.

Zwischen Ebenholz und kalten Tagen

Einen gewissen Bruch und Abstand bildet das Instrumental The Misshapen Steed, welches eine Solokomposition vom Keyboarder Shane Breyer ist. Die verbleibenden vier Stücke wurden federführend von John Haughm mit je einem anderen Bandmitglied erarbeitet. Vielleicht ist das auch der Schlüssel, warum Pale Folklore so vielschichtig klingt und doch wie aus einem Guss wirkt.

Trotzdem ist das tanzbare Hallways Of Enchanted Ebony, welches ihr HIER anhören könnt, schon eine Herausforderung für das eingefahrene dunkle Publikum. Die wohl härtesten Stücke folgen mit Dead Winter Days, As Embers Dress The Sky und dem längsten Albumstück The Melancholy Spirit, wenn man von der Dreiteilung des Openers in separate Parts ausgeht.

In der Komposition The Melancholy Spirit fasst die Band alle Trademarks zusammen. Harte und zarte Passagen wechseln, der kehlige, raue Gesang geht zum Klaren hin. Auf geschlossene, summende Gitarrenwände folgen akustische Passagen. Pale Folklore ist ein emotionales Meisterwerk des Verknüpfens und ein Glücksmoment, der sich noch bei den folgenden Werken Of Stone, Wind, and Pillor und The Mantle fortsetzte.

Und plötzlich wieder vereint

Im Jahr 2016 trennten sich Agalloch zum Entsetzen der Fans. Musikalisch zog es John Haughm immer mehr in das experimentelle Genre. Umso entzückter waren alle, dass die Band unerwartet im Rahmen des Prophecy Fests 2023 in der Balver Höhle ihre Wiedervereinigung bekannt gab. Die stets gut besuchte Veranstaltung war damit innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.

Ein Liveerlebnis ist das eine, doch das Werk auf heimischen Tonträgern eine andere Seite. Die Vinyl und CD Ausgaben von Agallochs Alben haben aufgrund ihrer Popularität und stetigen Ausverkäufe teilweise schwindelerregende Preise erreicht.

So kommt es uns zugute, dass Eisenwald Records Agallochs Debüt als Deluxe 2-LP, Tape und CD neu auflegen. Sollte das Vinyl oder die CD schon bei euch im Schrank stehen, dann werft einen Blick auf die Luxus 2-CD Hardcover Ausgabe von Pale Folklore. Hier gibt es zusätzlich noch das From Which Of This Oak Demo, die Of Stone, Wind, & Pillor EP, das Promo ‘98 Tape und einen zusätzlichen Bonustrack oben drauf. Mehr Agalloch geht dann auch nicht mehr.


Line Up
John Haughm – Gesang, Gitarre, Schlagzeug
Don Anderson – Gitarre, Hintergrundgesang
Jason William Walton – Bass
Shane Breyer – Keyboards

Links
Facebook Agalloch
Instagram Agalloch


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