Hail The Sun – Divine Inner Tension – Album Review

Hail The Sun – Divine Inner Tension
Herkunft:
Kalifornien / USA
Release:
11.08.2023
Label: Rude Records
Dauer:
42:01
Genre:
Post-Hardcore


Hail The Sun sind seit 2009 unterwegs und sehr fleißig. Mit Divine Inner Tension präsentieren uns die Kalifornier bereits Album Nummer sechs und das nur ein Jahr nach dem Vorgänger New Age Filth. Stilistisch ist alles beim Alten geblieben. Es gibt eine mitreißende Mischung aus Post-Hardcore mit progressiven Einflüssen und treibendem Alternative Rock.

Doch das Besondere an dem Fünfer ist und bleibt aber der Ausnahmesänger Donovan Melero. Er dient mit seiner Stimme und Wandlungsfähigkeit als Katalysator für ein heftiges aber auch melodiöses musikalisches Ergebnis.

Pendeln zwischen Dunkelheit und Licht

Hail The Sun musizieren nicht aus Spaß, denn alles was Sie verarbeiten muss einen Sinn ergeben und zu einem Ergebnis führen. Deshalb konnte die schmerzhafte Trennung im Privatleben des Sängers für die Kreativität eine Hemmschwelle hervorrufen oder einen Booster bewirken. Zum Glück stellten alle bald fest, dass Tatendrang nicht nur aus Verzweiflung, Druck und Selbstmitleid resultiert, sondern auch in positive Energie umgemünzt werden kann.

Der Fünfer stellte mit Divine Inner Tension in kurzer Zeit ein energetisches und vorwärts treibendes Album fertig, dem man alle verfügbaren Gegensätze des Genres anhören kann. Zartheit trifft auf rohe Ausbrüche, temporäre Blastspeeds kollidieren mit sanften Melodien. Das alles erzeugt beim Zuhörer ein Verlangen das Ergebnis mehrfach zu hören, um tiefer einzutauchen und alle Ideen bis ins kleinste Detail auszukosten.

Natürlich geht es in erster Linie schweißtreibend auf dem Album zu. Ab dem Opener Tunnel Vision Alibi wird klar, dass Hail The Sun über genügend Ideen und Vermögen verfügt, um die schnellen Strophen mittels geschickter Breaks mit den Refrains zu verheiraten. Über dem exakten Spiel der Musiker bei den ersten drei Stücken, breitet sich die Stimme von Donovan Melero wie ein Tuch aus. Er singt, schreit, zelebriert und shoutet mit unvorstellbarer Bandbreite. Wobei die Variabilität in der Musik und dem Gesang bei Chunker, das ihr HIER hören könnt, seinen Höhepunkt findet.

Die Konstante besteht in der permanenten Abwechslung

Doch es gibt nicht nur voll auf die Glocke. Geradezu filigran startet das hitverdächtige 60-Minute Session Blocks. Ein wunderbarer Track, der vollgestopft mit Melodie daher kommt und das ganz ohne weichgespült zu klingen. Kaum merklich gleiten wir zu Maladapted herüber. Doch Hail The Sun mögen die Gegensätze und während der Gesang im ersten Teil weich und warm klingt, strengt Donovan Melero zunehmend die Stimmbänder an.

Mit dem folgenden The Story Writes Itself zeigt die Band deutlich, dass sie sich nicht wiederholen will. Der Song weist wohl die meisten progressiven Elemente auf dem Album auf und ist von seiner Tragweite beim ersten Hören kaum erfassbar. Ein zartes (In My Dream) verknüpft sich mit I Saw You Hanging. Das wohl heftigste Stück bildet sich mit Tithe ab. Der Hörer wird vier Minuten hart hin- und her gestoßen, was live zu einer Publikumsexplosion führen wird. Die brachiale Energie der Strophen steht wiederum dem fast schon episch gesungenen Refrain entgegen.

Doch Hail The Sun lieben es zu konfrontieren, denn was es dann bei Feeble Words zu hören gibt passt eigentlich musikalisch kaum zum Rest. Das Stück lässt sich nur als bewusst gesetzten Leistungsnachweis für Sängers Donovan Melero erklären. Er singt mit der Zartheit des King Of Pop zu zuckersüßen Melodien, welche einem Disney Musical entsprungen zu sein scheinen.

Die Frage nach der inneren Stimme

Diesem Kontrast kann man kaum etwas entgegensetzen. So wirkt dann Little Song leider nur wie ein weiterer guten Song, da er nach der erlebten Berg- und Talfahrt des Albums schon fast zu normal wirkt. Doch musikalisch und thematisch geht es bei Under The Floor noch einmal in die Vollen, auch wenn das lyrische Thema mehr als herb ist.

Die Gedanken im Song stammen nicht vom amerikanischen Serienmörder John Wayne Gacy, sondern von seinen vielen Opfern, die ihm vertrauten. Was haben sie durchlebt? Woran haben sie in den letzten Momenten gedacht und warum hat sie ihre innere Stimme nicht vor dieser tödlichen Gefahr gewarnt? Das harte Thema mit entsprechender musikalische Umsetzung könnt ihr euch HIER anhören.

Abschließend bleibt nur noch auf die gelungene Arbeit von Produzent Kris Crummett zu verweisen.
Divine Inner Tension klingt durchgehend homogen und trotzdem ist die Arbeit jedes Musikers für sich transparent nachvollziehbar. Wenn man sich ins Album eingehört hat, machte es Sinn Kopfhörer aufzusetzen und den Wegen der einzelnen Instrumente im Soundgeflecht zuzuhören.


Fazit
Divine Inner Tension ist eine gelungene Berg- und Talfahrt. Das betrifft sowohl die Facettenbreite als auch die Spanne in der musikalischen Intensität. Wir spürt sofort die Größe des Könnens von Hail The Sun und brauchen doch mehrere Durchläufe um die volle Schönheit zu begreifen. 8 / 10

Line Up
Donovan Melero – Gesang
Shane Gann – Gitarre

Aric Garcia – Gitarre
John Stirrat – Bass
Allen Casillas – Schlagzeug

Tracklist
01. Tunnel Vision Alibi
02. Mind Rider
03. Chunker
04. 60-Minute Session Blocks
05. Maladapted
06. The Story Writes Itself
07. (In My Dream)
08. I Saw You Hanging
09. Tithe
10. Feeble Words
11. Little Song
12. Under the Floor

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