Desert Wave – Deafening Silence – Album Review

Desert Wave – Deafening Silence
Herkunft:
Vicenza / Italien
Release:
14.11.2022
Label:
Eigenveröffentlichung
Dauer:
30:41
Genre:
Psychedelic / Stoner Rock


Das Trio Desert Wave kommt aus Vicenza in Italien und stellt uns mit Deafening Silence ihr zweites Album vor. War der viel gelobte Vorgänger Lost in Dunes von 2017 vom Konzept her noch etwas ungestümer und die Betonung beim Stoner lag auf Rock, so hat sich auf dem Album Nummer zwei die Spielrichtung etwas geändert.

Deafening Silence weist viel mehr psychedelische Elemente auf, ist in seiner Gesamtheit ausgeglichener und besticht durch mehr Perfektion bis ins Detail.

Das Gefühl von unendlichen Weiten

Wie so viele psychedelische Stoner Rock Bands haben Desert Wave das irdische Dasein verlassen und wenden sich dem Kosmos und fernen Planeten zu. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn eine Band durch ihre Musik spricht und es nicht endloser Worte bedarf die Fantasie des Hörers anzuregen. Deshalb sind die sieben Songs mit Bedacht komponiert, bedürfen fast keiner Lyrics und nehmen uns trotzdem gefangen.

Nicht von der Hand zu weisen sind Parallelen zu Bands wie King Buffallo und Sleeping Karma. Trotzdem machen die drei Italiener ihr eigenes Ding und finden einen Zwischenweg. Sie fassen sich kürzer als King Buffallo und finden mehr Worte als My Sleeping Karma. Vier der sieben Songs haben kurze Texte, welche mehr als Richtungsweiser fungieren und weniger zur Erklärung dienen.

Der einsame Blick von außen

Das Album startet bedächtig mit langsam anschwellenden Keyboardsounds. Genauso stelle ich es mir vor als Astronaut auf der Mondoberfläche zu stehen und aus der Ferne die Erde und Sonne zu betrachten. Mächtig, emotional und trotzdem von einer Art abgeklärter Stille baut sich Outside Part 1 auf und geht akustisch perfekt in Outside Part 2 über. Schwankend und stampfend und mit einem fesselnden Groove drängt der Song vorwärts. Die Stimme von Luca Adamati bringt uns die kurze Geschichte mit klarer und erzählerischer Stimme näher. Ein optimaler Start in das Album.

Der Titeltrack Deafening Silence, den ihr HIER anhören könnt, ist rein instrumental. Dass solch ein Song nicht langatmig wird, dafür sorgt die Band mit viel vertonter Dramatik. Desert Wave schrauben sich förmlich in einem dynamischen Kreis höher und höher und halten so die Spannung. Das gelingt so gut, dass der Sound schon fast etwas hypnotisch mitreißendes hat.

…Rise your eyes to the sky…

Kurz und treffend sind die Songtitel und die wenigen Texte. Above hat nur einige Zeilen und beschreibt trotzdem alles was den Menschen vorantreibt. Die Suche nach Materiellem, nach Herausforderungen und schlussendlich bleibt aber immer wieder die Suche nach sich selbst.

Der Song beginnt bedächtig und steigert sich zu einer Nummer, die auch auf King Buffallo’s Album Dead Start hätte stehen können. Nehmt diesen Bezug bitte als Kompliment, denn Desert Wave tragen genügend eigene Ideen in sich. Der Gitarre kommt bei Above anfangs die größte Rolle zu, aber auf den zweiten Blick erkennt man die perfekte Rhythmusgruppe.

Planet der Wüstenstürme

Doch es kommt noch ungestümer. Vortex bedeutet so viel wie Wirbel oder Verwirrung. Die Italiener machen diesem Titel alle Ehre und spielen sich in einen kurzen, mitreißenden Strudel. Hier kann man keinen Einzelsolisten ausmachen, denn nach den kurzen einleitenden Basspassagen bricht ein heftiger Sandsturm auf dem Planeten aus.

Glaubt man, dass die Energie des Herumwirbelns wieder etwas schwindet, dreht die Band wieder auf. Während die Gitarre erzählt, spielen Bass und Schlagzeug unglaublich treibende Rhythmen immer enger und schneller. Noch einmal setzt der Bass zum Riff an und die Band kocht hoch.

Dann ist der Spuk vorbei und harte Riffs bei Venus Chains begleiten einen kurzen Text voll von Selbstvorwürfen und Fragen an den Hintergrund der eigenen Triebkraft. Die Energie des Songs schwankt von heavy zu verspielt. Typisch für den Aufbau der Kompositionen auf dem Album sind die gezielt gesetzten Stimmungswechsel. Desert Wave verstehen es den Sound hochzutreiben, ein Break zu setzen und wieder neu anzusetzen und anzuspornen.

Die Nacht hat etwas magisches

Das abschließende Endless Night besticht durch ein Maximum an psychedelischen Elementen. Er bildet einen Kontrapunkt zum eingangs beschriebenen Titeltrack. Deshalb möchte ich euch den Track HIER zum Vergleich anbieten. Elektronische Effekte ziehen durch unsere Ohren, der gedämpfte Gesang hat etwas magisch und die Band treibt uns mit immer intensiveren Soundkreisen in ihren Bann. Die Gitarre brennt ein hypnotisches Riff in unsere Ohren.

Insgesamt erscheint Endless Night nicht so ekstatisch wie das davor gehörte. Der gespenstische Text birgt sowohl Angst als auch einen letzten Funken Hoffnung in sich. Trotz alledem ist der Song voll Spannung, Intensität und trägt doch eine gewisse Ruhe in sich. Der perfekte Abschluss uns nach einer halben Stunde in die Weiten der Nacht und des Himmels zu entlassen.


Fazit
Desert Wave haben sich vom ungestümen Stoner Rock kommend mehr den psychedelischen Elementen zugewandt. Alles klingt perfekter, dramatischer und gereifter als auf dem Debüt. Außer der kurzen Spielzeit kann man an Deafening Silence kaum einen Makel finden. Deshalb 9 / 10

Line Up
Enrico “Burton” Dalla Pozza – Gitarre
Luca “Logan” Adamati – Bass, Gesang, Synthesizer
Andrea “Drugo” Vetri – Schlagzeug

Tracklist
01. Outside Pt.1
02. Outside Pt.2
03. Deafening Silence
04. Above
05. Vortex
06. Venus Chains
07. Endless Night

Links
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Instagram Desert Wave


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