Dehyper – Homebound – EP Review

Dehyper – Homebound
Herkunft:
Moskau / Russland
Release:
03.06.2022
Label:
Addicted Label
Dauer:
16:46
Genre:
Alternative Rock / Noise Rock


Foto Credit: Evgeniya-Babskaya

In Zeiten wie diesen wirkt eine Kooperation zwischen russischen und britischen Musikern irgendwie surreal, um es mal diplomatischer zu formulieren als es der aktuelle Zeitgeist zulässt. Dehyper sind eine Noise Rock Formation, die seit 2018 im Moskauer Underground aktiv sind und nicht nur der Schlagzeuger stammt aus Großbritannien.

Das Vorgängeralbum Dying Youth wurde dort aufgenommen und beim neuen Werk Homeland hat der britische Sänger und Songwriter Frank Turner beim Mix und beim Mastering Hand angelegt. Aufgenommen wurde es allerdings im ländlichen Umland von Moskau.

Die EP ist mit seinen 16 Minuten und vier Songs zwar recht kurz geraten, zudem ist sie ausschließlich digital erhältlich. Allerdings ist das, was sie aussagt und für was sie steht heute umso wichtiger und kann nicht hoch genug geschätzt werden.

Ein trauriger Blick auf die Heimat

In dem Titeltrack Homeland lassen sie ihrem ganzen Frust über die Situation und die sozialen und politischen Probleme freien Lauf. Ein derart liberal und aggressiv angehauchter, rauher Post-Punk kann nur als mehr als deutliche Kritik an den Verhältnissen interpretiert werden. 

Der Opener Superhero Me ist ein straighter, hochmelodischer Punk Rock Song, der Kontrollverlust und die dahintersteckende Hilfslosigkeit und Aggression thematisiert und an sich sogar noch recht verhalten und dennoch überzeugt.

Ein gewisses Fernweh verarbeitet die Band in Long Island, ein eher langsamer und sehr intensiver Song. Die Band bekennt sich ganz klar zum westlichen Gesellschafts- und Normenverständnis, und das klingt hier wie auch auf ihrem gesamten Schaffen sehr deutlich durch.

Alternativer Post-Punk nach westlicher Art

Der rauheste und im eigentliche Sinne neueste Song auf Homebound ist Cowards, da er noch nie live gespielt wurde und auf dieser EP seine Premiere feiert. Auch dieser Song ist intensiv gespielt und bratzt emotional und übersteuert ordentlich daher.

Die Produktion ist kratzend und tiefschürfend. Die Band gibt alles, um den vier Songs genau die emotionale Tiefe zu verleihen, die sie vermitteln beabsichtigen. Fans von noisigem Alternative erleben mit Homebound unterhaltsame und aufwühlende 16 Minuten.


Fazit
Homebound ist ein krass gutes Dokument davon, wie unter einer steinernen und autoritären Fassade ein hoffnungsvolles Feuer lodert. Dafür spricht die Emotionalität und das Temperament, Dehyper an den Tag legen. 8 / 10

Line Up
Aleksey Iordanskiy – Gesang, Perkussion, Texte
Boris Obinyakov – Gitarre
Vladimir Morozov – Gitarre
Matvey Petukhov – Bass, Synthesizer
Simon Marsh – Schlagzeug

Tracklist
01. Superhero Me
02. Homeland
03. Long Island
04. Cowards

Links
Facebook Dehyper
Bandcamp Dehyper


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