Vlimmer – Zerschöpfung – Album Review

Vlimmer – Zerschöpfung
Herkunft:
Berlin / Deutschland
Release:
25.08.2022
Label:
Blackjack Illuminist Records
Dauer:
43:40
Genre:
Dark Gaze / Industrial / Post Punk


Vor nicht allzu langer Zeit hat mich das Projekt Vlimmer des Berliner Post Punk und Elektronik Performers Alexander Leonard Donat mit dem Vorgängerwerk Menschenleere in ein unwirkliches, geradezu postapokalyptisches Szenario hineingezogen. Der Nachfolger Zerschöpfung ist nicht unbedingt optimistischer, aber deswegen nicht weniger gelungen.

Das titelgebende Kofferwort umreißt das Thema der neuerlichen Post Punk / Dark Gaze Werkes recht anschauend. Es geht um den Menschen als Teil des großen Getriebes, der irgendwann abgenutzt und seiner Aufgabe beraubt ohne Identität dasteht.

Natürlich ist diese Sammlung von neun Songs nicht ausschließlich ein Blick nach vorne. Auch Nostalgiker kommen zumindest musikalisch auf ihre Kosten. Vor allem Freunde des New Wave der frühen 1980er und Post Punk dürften an der Produktion und dem stark Synthie dominierten Klangbild ihre Freude haben. Und auch auf Zerschöpfung schafft es Vlimmer einen ganz eigenen Kosmos zu generieren, der auch mit seinen deutschsprachigen Texten punkten kann. Im HIER zu sehenden Albumteaser tritt Vlimmer in einer Maske als jemand auf, dem seine Identität geraubt, ja sogar verbrannt oder vernichtet wurde. Diese Düsternis stellt sich auf bedrohlichen Songs wie Todesangst ein.

Atmosphärischer Post Punk mit einer düsteren Note

Der markante Gesang betont diese Gefühle, er lässt die Songs in all ihrer Authentizität erst richtig aufleben und zeigen erst in Kombination mit diesen ihre volle Wirkung. Die melodischen und dennoch dichten Songs wecken Erinnerungen an die frühen The Cure, wobei Vlimmer durch die Produktion dem ganzen seinen eigenen Sound aufdrückt. Schon mit den Vorgängern zeigte Donat, was moderner Dark Wave mit eigener, berlinerischen Note zu sagen hat und dennoch Brücken schlagen kann.

Zudem ist Zerschöpfung nicht nur Musik alleine. Es ist vielmehr ein Gesamtkunstwerk, ein audiovisuelles Konzept. In der Rezension zum Vorgänger schlug ich Brücken zu John Carpenter und dessen Gabe, cineastische und audiovisuelle Elemente zu einem dystopischen Gesamtkunstwerk zu verquicken. Diese Gabe sehe ich hier auch und die musikalischen Mittel sind vergleichbar. Wer also meint im Shoegaze / Post Punk schon alles gehört zu haben und Vlimmer noch nicht kennt, dem sei hiermit eine warme Empfehlung ausgesprochen.


Fazit
Mit einer gewissen Neigung zu bedrohlichen Zukunftsvisionen sollte sicher der interessierte Hörer an Zerschöpfung im speziellen und Vlimmer im Allgemeinen schon nähern.  Das neueste Werk ist immer noch düster, dicht und reichhaltig. 8,5 / 10 

Line Up
Alexander Leonard Donat

Tracklist
01. Losig
02. Flurfal
03. Makks
04. Teerritt
05. Platzwort
06. Gipfelluft
07. Fatalideal
08. Todesangst
09. Austrocknung

Links
Facebook Vlimmer


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