Suncraft – Flat Earth Rider – Album Review

Suncraft – Flat Earth Rider
Herkunft:
Oslo / Norwegen
Release:
06.08.2021

Label: All Good Clean Records
Dauer:
35:59
Genre:
Stoner Rock / Doom Metal


Mir wird immer mehr bewusst, wie viele Bands aus dem Bereich Stoner Rock gute Alben veröffentlichen. Dazu kommt noch die Erkenntnis, dass Stoner ja nicht gleich Stoner ist und das Genre so richtig stark facettiert ist. Von psychedelisch angehaucht, über doomig bis zu total durchgeknallt ist alles möglich und findet trotzdem seine offenen Arme beziehungsweise Ohren.

Deshalb sperre ich auch gerne die Lauscher auf, wenn etwas vermeintlich Neues vorbeikommt. So war nach einem kurzen Check klar, dass Suncraft auf den ersten Eindruck zwar nicht die Neuerfindung des Genres sind, aber mit ihrem ungezügelten und rotzig-rohem Stil sofort mein Herz erwärmen.

Eine jugendlich explosive Mischung

Suncraft sind vier Musiker aus Oslo, Norwegen, die trotz ihres jugendlichen Aussehens schon vom Leder ziehen, als wenn sie ihren Lebtag nichts anderes getan hätten. Dazu kommt noch eine breite und gesunde Mischung aus klassischen Rockelementen, doomigen Anleihen, spacigen Passagen und vertrackten Rhythmen. Zudem zeigt das Album im Verlauf eine wahnsinnige Energiefreisetzung, so dass der letzte Track fast kollabiert und der Hörer ebenfalls steil geht wie eine Rakete.

Doch diese Facetten fallen erst beim wiederholten Hören auf. Sofort zu spüren ist die Energie, die hier geschickt gebannt wurde. Das Album wurde live aufgenommen und später wurden nur einige Overdubs dazugetan, was das ganze energiegewaltig, livehaftig und sympathisch roh klingen lässt. Dazu kommen Texte, welche die gesellschaftlichen Erscheinungen von Gier, Suche nach Inspiration, Wahrheit oder Glauben an Irrationales, wie bei Flat Earth Rider, behandeln.

Komm mit auf die Reise

Dieser sechsteilige Trip dauert zwar nur eine reichliche halbe Stunde, aber man bekommt richtig was geboten. Der Beginn mit Flat Earth Rider fällt fett-rockig aus. Rasmus Skage Jensen am Gesang röhrt kräftig ins Mikro und die Gitarren dominieren mit bezaubernden Melodiebögen.

Das hüpfende Space Buddha bringt den Körper gewaltig zum Mitschwingen und glänzt mit einem klasse Gitarrensolo in der Mitte. Glaubt man anfangs noch, dass Lingo Hive Mind in die gleiche Kerbe schlägt, so irrt man sich, denn es wächst im Verlauf gewaltig. Die Vocals werden aggressiver, die Rhythmik stampfender und das Zusammenwirken wirkt brachialer.

Auf festem Doom-Fundament steht Commie Cannibals. Doch da Abwechslung angesagt ist, gibt es zahlreiche Breaks und Passagen angereichert mit spacigen elektronischen Tönen. Immer wieder pendelt der Song zwischen Dampframme, Tanzeinlage und dem Geblubber einer Harley auf dem Highway. Ganz große Kunst, die ihr HIER hören könnt.

Spagat und Achterbahn

Nimmt man die Veränderung am Anfang von Adaption noch nicht so richtig war, dann spürt man spätestens nach einer Minute, dass der Song etwas spaciges hat. Der Gesang wandert von zart zu hart – wahrscheinlich der größte Spagat für den Mann am Mikrofon. Die Band tobt sich aus und am Ende duellieren sich die Gitarren.

Was soll in den acht Minuten Bridges To Nowhere noch kommen? Der Anfang und die Strophen suggerieren Midtempo und dann das … Blast Beats, Raserei und ungestüme Energiefreisetzung im Refrain. Glaubt man, nach fast akustischen Passagen, noch an ein Wandel hin zu einem ruhigen Abschlusstrack, so startet die Katapultachterbahn erneut und zieht durch bis zum bitteren Ende.


Fazit
Es ist der Wahnsinn! Flat Earth Rider versprüht eine Energie und Spielfreude, die weitab von verkiffter Altherrenmucke ist. Die musikalischen Ideen und die Frische werden tiefe Spuren bei den Genrefans hinterlassen. Alles in mir schreit jetzt schon nach einem Nachfolger und deshalb 9 / 10

Line Up

Rasmus Skage Jensen – Bass, Gesang
Vebjørn Rindal Krogstad – Leadgitarre
Tobias Paulsen – Schlagzeug
Sigurd Grøtan – Gitarre

Tracklist
01. Flat Earth Rider
02. Space Buddha
03. Lingo Hive Mind
04. Commie Cannibals
05. Adaption
06. Bridges To Nowhere

Links
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