Elliott’s Keep – Vulnerant Omnes – Album Review

Elliott’s Keep – Vulnerant Omnes
Herkunft:
Dallas / USA
Release:
19.08.2022
Label: NoSlip Records
Dauer:
44:28
Genre:
Doom Metal


Elliott’s Keep haben schon einen langen und steinigen Weg hinter sich. Gestartet sind sie Anfang der 1990er Jahre in Dallas noch als Quartett unter ihrem damaligen Namen Marauder. Das Leben spielt manchmal übel mit, denn der damalige Frontmann Glenn Elliott wurde 2004 auf tragische Weise aus dem Leben gerissen. Fast hätte sein Tod das Aus für die Band bedeutet.

Doch die Liebe zur harten und schweren Musik ließ sich das verbliebene Trio 2006 neu formieren. Als Tribut an den verstorbenen Mitstreiter benannte man sich in Elliott’s Keep um. Das Debüt unter den neuen Namen hieß In Medias Res und wurde 2008 veröffentlicht. Zwei Jahre später folgte Sine Qua Non, welches wie das erste Album auf dem Label Brainticket erschien. Das gibt uns auch schon einen deutlichen Fingerzeig in welche musikalische Richtung das Trio marschiert. Das besagte Label Brainticket wurde von John Perez, dem Gitarristen und Gründungsmitglied von Solitude Aeturnus, geschaffen. Über die Jahre sind Elliott’s Keep aktiv geblieben und mit Vulnerant Omnes steht ihr fünftes Album in den Startlöchern.

Traditionell mit Breaks

Der Sound der Band ist sehr schwierig in nur eine Schublade zu stecken. Am einfachsten könnte man es als traditionellen Death Doom ohne die Growls bezeichnen. Die Vocals verfallen nie ins Gurgeln, sondern steuern besonders im ersten Teil des Albums epische Breite in die dunklen Geschichten. Da sind wir auch schon bei den Lyriks. Es geht im Opener Aevum um bestehende Vorstellungen über das Leben nach dem Tod.

Sucht man nach der Bedeutung von Aevum so stößt man auf komplexe mittelalterlichen Theologie- und Philosophieabhandlungen über die immerwährende Zeit oder auch die zeitliche Existenz von Engeln und Heiligen im Himmelreich. Mit christlichen Vorstellungen über Schicksal, Verzweiflung und Apokalypse setzt sich auch das folgende Vanguard Of Despair auseinander. Der Midtempostampfer ist vollgestopft mit Breaks, gut zum Headbangen, aber im Gesamtbild schwer zu überblicken.

Zwei Münzen entgleiten der Hand

Mit Laughter Of The Gods folgt der in meinen Augen beste und stimmigste Song des Albums. Das fängt beim einprägsamen Riff an, setzt sich über die abwechslungsreiche Gesangsdarbietung fort und schließt den Kreis zur mittelalterlichen, geradezu nihilistischen Geschichte.

Erzählt wird von einem Mann, der versucht in Zeiten der Pest am Leben zu bleiben. Gebete, Vorsicht und Glauben reichen jedoch nicht aus das Leben fortzusetzen. Als er gestapelt mit anderen Sterbenden auf dem Leichenkarren liegt, entgleiten ihm auch noch die zwei zurückgehaltenen Münzen für den letzten Fährmann. Er hat alles bedacht und für sein Heil geplant. Doch vernichtend heißt es sinngemäß: Der Mann plant und die Götter lachen. Was haben sie befohlen? Hier kommt niemand lebend raus. Dunkler und düsterer können eine Geschichte und die Aussichten auf das eigene Schicksal nicht sein. Dem bitteren Text, umrahmt mit bestem Doom, könnt ihr HIER lauschen.

Die Schwärze des Himmels und der Emotionen lässt auch bei Every Hour nicht nach. Der Song ist ein harter, traditioneller Doomer, der sich mit dem Konzept der Schmerzen und des Leids im Leben auseinandersetzt.

Um jeden Preis und bis aufs Blut

Mit Omnis Pretium und Et Sanguinem ändern sich die Zutaten der Platte. Beide Stücke erzählen eine zusammenhängende mittelalterliche Geschichte über die Belagerung einer Festung und spiegeln sich auch im Coverartwork wieder. Der Protagonist liegt nach harten, entbehrungsreichem Verteidigungskampf schlussendlich tödlich verletzt im letzten verbliebenen Teil der Burg. Im Angesicht des Todes denkt er über den Sinn des Leben und über sein Vermächtnis nach. Das langsame, doomige Ende von Et Sanguinem symbolisiert den kommenden Tod. Beide Songs sind durchsetzt von zahlreichen Breaks und Tempowechseln. Dabei wird besonders bei Omnis Pretium auch zwischendurch im Kampf aufs Gaspedal getreten. Zusammenhängend könnte man die Titel Omnis Pretium und Et Sanguinem als um jeden Preis und mit Blut übersetzen.

Das tragische Schicksal von Glenn Elliott habe ich oben schon geschildert. Sein Tod wirft noch heute spürbare und hörbare Schatten auf die Musik, die Texte und das Verständnis der Band. Elliott’s Keep ist eine Hommage an den verlorenen Freund. Das Tribut wird abgerundet mit der Coverversion des Marauder Songs White Wolf. Die Band covert sich sozusagen selber und hat Teile einer alten Liveaufnahme von 1995 mit Glenns Gesang als Zweitstimme in White Wolf integriert.

Musikalisch ist es der schnellste und vielleicht untypischste Song auf dem Album. Die Band pendelt zwischen doomigen Passagen, stampfender Aggression und rasenden Passagen. Ein reinigendes Stück für das Trio. Sie haben es aus Liebe zu Glenn und als eigene Vergangenheitsbewältigung geschrieben. Wir alle können daran teilhaben, denn Vulnerant Omnes erscheint in diesem Monat, natürlich ganz traditionell, auf Vinyl.


Fazit
Elliott’s Keep haben mit Vulnerant Omnes ein dunkles Stück Doom geschrieben. Die von vielen Breaks angereicherten Songs werden anfangs von epischem Gesang erhellt, aber ergeben sich im Albumverlauf in Härte und inhaltlicher Düsternis. Für traditionelle Doomer ist das ein Fest, doch den Normalmetallern ist dieser Himmel zu düster. 7 / 10

Line Up
Kenneth Greene – Bass, Gesang
Joel Bates – Schlagzeug
Jonathan Bates – Gitarre

Tracklist
01. Aevum
02. Vanguard Of Despair
03. Laughter Of The Gods
04. Every Hour
05. Omnis Pretium Jeder Preis
06. Et Sanguinum und Blut
07. White Wolf

Links
Webseite Elliott’s Keep
Facebook Elliott’s Keep
Bandcamp Elliott’s Keep

  


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