Baron Crâne – Nachgefragt bei Léo Pinon-Chaby – Interview

Mit Les Beaux Jours haben Baron Crâne erneut ein interessantes Werk mit Anspruch abgeliefert. Für mich Grund genug, dem Sänger und Gitarristen Léo Pinon-Chaby Fragen rund um den Entstehungsprozess des Albums und der Band im Allgemeinen zu stellen.

You can find the original interview in english HERE


Foto Credit: Emille Mauger

Ingo (Soundmagnet.eu): Zunächst einmal meinen Glückwunsch zur Veröffentlichung von Les Beaux Jours. Ich finde das Album wirklich großartig, und wenn ich mir das allgemeine Online Feedback so anschaue, bin ich nicht alleine mit dieser Meinung. Wie geht ihr mit diesem Feedback um?
Léo (Baron Crâne): Das Album war wirklich ein Abenteuer. Und wir sind sehr glücklich darüber, dass es so viele unterschiedliche Menschen aus so unterschiedlichen Richtungen berührt. Normalerweise hinterfragen wir nicht, wie unsere Musik aufgenommen wird. Aber es hat schon etwas Magisches an sich wenn du realisierst, dass sie zu anderen Menschen spricht.

Das Album ist stärker konstruiert und mit weniger Dringlichkeit als das vorherige. Es bietet Stoff für Emotionen und sicherlich eine gewisse Art der Spiritualität.

Ingo: Normalerweise bezeichnen Künstler ihr neuestes Werk immer als ihr bestes. Seid ihr hinsichtlich eurer Ambitionen zufrieden mit den Album?
Léo: Wir wissen nicht, ob es unser bestes Album ist, aber es ist sicherlich jenes, welches am deutlichsten unsere Handschrift trägt. Wir versuchten Sinn in jedes kleine Teil der Schaffung von Les Beaux Jours zu stecken, ihm Kohärenz zu verleihen und vom Anfang bis zum Ende in jedem Track genau das zu stecken was wir drin haben wollen. Das Album ist stärker konstruiert und mit weniger Dringlichkeit als das vorherige. Es bietet Stoff für Emotionen und sicherlich eine gewisse Art der Spiritualität.

Wie die Musik entsteht

Ingo: Ein Album in diesen Zeiten zu schreiben ist nicht leicht. Woher nehmt ihr eure Inspirationen?
Léo: Sicherlich ist das Album durch die Covid-Krise und seine Konsequenzen inspiriert. Es wurde in großen Teilen während des Lockdowns geschrieben. Aber allgemein gesprochen ist es inspiriert von unseren Schwingungen, unseren Anderssein und unserem Bedarf an Freiheit. Und ganz offensichtlich sind wir zudem von vielen Künstlern und ihrer Musik inspiriert.

Ingo: Kannst du uns mehr über den Ansatz eurer Musik verraten?
Léo: Zunächst einmal versuchen wir uns keine Grenzen zu geben. Uns kümmert es nicht, wonach die Musik klingt, wie lange die Tracks dauern oder ob sie sich nach uns anhört. Ohne Gastmusiker sind wir ein Powertrio und es ist schwierig nicht andauernd die gleichen Tricks und Strukturen zu nutzen und jedem Track seine eigene Identität zu geben. Wir müssen uns ständig hinterfragen was wir machen und oft zum Anfang zurückkehren.

Ingo: Mich interessiert die Herkunft eures Bandnamens. Was bedeutet Baron Crâne, habt ihr schon vorher zusammen musiziert?
Léo: Im Französischen ist Baron ein Lord, ein Meister. Crâne meint kahl oder Schädel. Wir mögen den Namen, weil es darauf hindeutet, dass wir uns selbst nicht allzu ernst nehmen, dafür aber unsere Musik.

Wir arbeiten gerne mit Gästen zusammen,weil sie uns die Möglichkeit geben unser Universum zu vergrößern.

Ingo: Wie auf eurem vorherigen Album Commotions arbeitet ihr auf Les Beaux Jours mit verschiedenen Gastnusikern zusammen. Was macht die Arbeit mit denen so besonders?
Léo: Wir arbeiten gerne mit Gästen zusammen,weil sie uns die Möglichkeit geben unser Universum zu vergrößern. Und wir arbeiten sehr gerne mit jedem von ihnen zusammen. Hinsichtlich der Kompositionen verschiebt das unsere Grenzen und wir können unsere Komfortzone verlassen.

Ingo: Bitte verratet uns etwas über eure lokale Rock / Metal Musikszene. Was macht sie besonders? Glaubt ihr, dass ihr euch mit eurer Musik in diese integriert oder denkt ihr mit eurer Musik in größeren Maßstäben?
Léo: Jedes Mal wenn wir zum Spielen herumziehen, treffen wir großartige Bands. Hier in Frankreich haben wir eine unglaubliche Untergrund Musikszene, mit Sachen wie Stoner, Experimental, Psych, Math und vieles mehr. Und natürlich eine Menge Promoter und Freiwillige, mit denen diese erst bestehen kann. Wir wissen nicht, ob das alles typisch französisch ist, aber wie auch immer, wir sind mächtig stolz darauf, Teil davon zu sein. Wir wissen, dass wir eine Art von Musik machen, die schwer einzuordnen ist, und wir mögen das total. Sehr oft sagen uns Leute nach einem Konzert “Ich höre eigentlich keine Rockmusik, aber eure Show war toll”. Diese Art von Kompliment mögen wir am meisten. Wir halten uns an der Vorstellung, dass unsere Musik aufrichtig und ehrlich sein muss und es keine Rolle spielt, wohin es uns führt.

Das Album Artwork – ein Meisterwerk der Französin Nora Simon

Ingo: Mögt ihr uns Details über das Album Artwork verraten? Wer hat es erschaffen und worin besteht das Konzept darin?
Léo: Das Artwork wurde von Nora Simon erstellt, die eine großartige französische Street Artist ist und auch das Artwork zu unseren ersten und dritten Album gemacht hat. We lieben das Resultat. Und es ist schwierig über unsere Musik nachzudenken ohne sie mit ihrem Artwork zu assoziieren. Wie auch unsere Musik, handelt das Artwork über Kontraste. Im Vordergrund steht das sichere Heim, geschützt vom Chaos im Hintergrund, aus dem die Schönheit kommt. Ich denke Nora kann darüber besser sprechen wie wir.

Ingo: Plant ihr Les Beaux Jours live zu promoten? Werden wir womöglich die Gelegenheit haben euch live in Deutschland oder Österreich zu sehen?
Léo: Ja, Konzerte sind essenziell für uns. Wir sind eine Liveband. Uns mit dem Livepublikum zu verbinden ist uns sehr wichtig, es lässt uns wissen ob unsere Songs funktionieren und es gibt uns den Schub, den wir brauchen um diese Art von verrücktem Projekt weiterzuführen. Wir hatten bereits die Gelegenheit ein paar Songs vom neuen Album live zu spielen, und das Feedback war sehr gut! Momentan sind keine Gigs in Österreich oder Deutschland geplant. Aber ihr scheint unsere Musik zu mögen, also planen wir für 2022 etwas in der Richtung.

Ingo: Die letzten Worte in diesem Interview gehören dir!
Léo: Wir möchten einfach unsere Dankbarkeit an alle ausdrücken, die für Kultur arbeiten. Die Unterstützung, die wir momentan bekommen ist sehr stark und berührt uns enorm.


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