Totenmesse – Fiktionlust – Album Review

Totenmesse – Fiktionlust
Herkunft:
Polen
Release:
03.11.2023

Label: Pagan Records
Dauer:
37:06
Genre:
Black Metal / Progressive Death/Black Metal


Foto Credit: Marta Zelent

Hochklassige Black Metal Bands aus Polen gibt es wie Sand am Meer. Von daher ist es kein Wunder, wenn es immer mal wieder eine Band nach oben schwemmt, die vorher wahrscheinlich niemand auf dem Schirm hatte. Für mich gilt dies für die aus Krakau stammenden Totenmesse.

Ihr Debüt To kam 2018 raus und wurde von meiner Warte aus viel zu wenig beziehungsweise noch gar nicht so richtig beachtet. Holten sich aber in der Szene, durch ihre eigenen Black Metal Interpretation aus fiesen Punkt und Doom Elementen, sehr viel Lob ab. Nun steht ihr Zweitwerk bereit auf die Menschheit losgelassen zu werden und ich kann euch sagen, es hat mich gehörig aus den Latschen gehauen. 

Zwerge können auf Groß sein

Ich muss ehrlich sagen, das Debüt hatte mich nicht vollends überzeugt. Von daher war meine Überraschung umso größer als ich zum ersten Mal Fiktionlust gehört habe. Das Album ist eine 180 Grad Kehrtwende zu ihrem Erstling, weil es durch seine immense Erhabenheit und Intensität besticht. Der Opener The Great Simplifiers ist ein perfektes Beispiel für die technische Fertigkeit der Polen. Dieser Song definiert sich durch variantenreiche Riffs und progressive Brutalität, die selten im Black Metal so durchschlagend wahrzunehmend sind. Viel mehr, die Band verbindet technischen Death Metal mit Black Metal. Eine Eröffnung genau nach meinem Geschmack.

Ein Schlagzeug nicht von dieser Welt

Wie abwechslungsreich das Album ist, beweist auch gleich der folgende Track Bastards. Im Mid-Tempo startend, baut sich der komplexe Song immer weiter auf und endet in einer wütenden Black Metal Raserei, die einem eine majestätische Gänsehaut verleiht. Hinzu kommt eine Glanzleistung am Schlagzeug von Gastschlagzeuger Krzystof Klingbein, der mit seinen Fähigkeiten auch den ganzen Forst von Krakau niedermähen könnte. Wenn ihr nur meinen permanent offenen Mund bei The weight of uselessness sehen könntet. Hut ab!

Zeug zu einem neuen Klassiker?

Auch beherrschen die Ost-Europäer es, das Tempo ein wenig herauszunehmen und mit groovigen Nummer wie Incipt, etwas Spannung aus der musikalischen Energie des Albums herauszunehmen, um sie dann in den folgenden Stück wieder zu intensivieren. Insbesondere die letzten drei Stücke beweisen nochmal, wie wertig der extreme Metal des Trios ist. The Emperor ist eine machtvolle Black Metal Hymne. Pure Zerstörung a la alte Marduk mit nachvollziehbaren Melodiebögen in Confrontation Looks Like Hope und zu guter Schluss, erobert der kreative Titelsong Fiktionlust den Gipfel der außergewöhnlichen musikalischen Reise.

Normal bin ich nicht unbedingt ein Coverbild Liebhaber, aber dieses Bild vom polnischen Maler/Künstler Grzegorz Stec hat mich sehr fasziniert. Dwarfs and stilt walkers zeigt für mich, dass auch kleine Menschen, durch einfache Mittel überlegen sein können und so aus dem Chaos herausstechen können. Das Bild und der Sound des Album passt wie die Faust aufs Auge. Darüber hinaus ist die Produktion sehr detailgetreu und wuchtig, somit gibt es noch einen weiteren Pluspunkt.


Fazit
Fiktionslust 
ist kein 0815 Black Metal Album, es spiegelt die wahre Kunst des Genre wieder. Totenmesse verknüpfen klassische Spielarten des Genres mit technischen, progressiven Metal und lassen es harmonisch in einem Fluss klingen. So ist ein Album entstanden, welches nur so vor Kraft strotzt und extreme, schwarze Musik besitzt, die Potential für einen zukünftigen Klassiker hat. Polen, ein neuer Black Metal Sheriff ist in der Stadt. 9 / 10

Line Up
Mold – Gesang
Stawrogin – Gitarre, Bass
Rzulty – Gitarre
Krzysztof Klingbein – Session Schlagzeuger

Tracklist
01. The Great Simplifiers
02. Bastards
03. The weight of uselessness
04. Incipit
05. Impact Resistance Ego
06. The Emperor
07. Confrontation Looks Like Hope
08. Fikitionslust

Links
Facebook Totenmesse
Bandcamp Totenmesse


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