Spirit Adrift – Ghost At the Gallows – Album Review

Spirit Adrift – Ghost At the Gallows
Herkunft:
Austin / USA
Release:
18.08.2023
Label: Century Media Records
Dauer: 46:00
Genre:
Heavy Metal


Foto Credit: Wombat Fire

Spirit Adrift sind immer noch in erster Linie das Baby von Gitarrist und Sänger Nate Garrett. Doch der Mann kommt nicht alleine daher, denn für das neue Album Ghost At the Gallows hat er als Mitmusiker praktischerweise seine Bühnenbesetzung der letzten Touren verpflichtet.

Im Gegensatz zu der letztjährigen langen EP namens 20 Centuries Gone, welche zwei neue Songs und sechs Coverversionen enthielt, klingt das Endergebnis auch gleich kompakter und reifer. Ob das ein Reifeprozess des Materials oder ein Ergebnis des passenden Bandgefüges ist, bleibt offen.

Wenn man bedenkt, dass Spirit Adrift aus dem Stoner Umfeld mit metallischen Gitarren gestartet sind, liegen zwischen den ersten Album Chained to Oblivion von 2016 und dem aktuellen Album gefühlt Welten. Insofern muss man Nate Garrett innerhalb kürzester Zeit ein großartige Entwicklung zugestehen. Trotz der Korrektur im musikalischen Kurs hat die Band aber nicht die Orientierung und ihre Grundlage verloren.

Noch immer klingt alles nach Spirit Adrift, wenn auch mit stetig zunehmender Heavy Metal Note. Nicht wenig tragen dazu die Gitarrenharmonien bei, die von Iron Maiden inspiriert sein könnten oder einfach ein Ergebnis einer ausgewogenen Mischung aus unterschwellig kräftigem Metal und einer gesunden Portion Harmonien sind.

Melodien auf metallischer Basis

Mit dem Song Give Her To The River werden wir gleich zu Beginn des Albums auf eine lange Reise geschickt. Schon ab den ersten sensiblen Tönen ist klar, dass Spirit Adrift es drauf haben, ruhige emotionale Momente mit kräftigen Melodien zu verheiraten. Nach einem gewollt zarten Anfang steigt die Band ein und bringt uns die volle Gitarrenbreitseite. Give Her To The River hat als Opener mit seinen siebeneinhalb Minuten eine epische Länge, die mit gelungen Breaks und sich jagenden Gitarren gefüllt ist. Der Sound ist perfekt gemixt, kein Instrument wird übervorteilt oder untergebuttert.

Eine Kohle mehr drauf legt die Band bei dem folgenden Stücken Barn Burner, das ihr HIER metallisch grooven hören könnt. Noch klassischer hört sich das schnelle Metalstück Hanged Man’s Revenge an. Letzterer Song kratzt schon an der Schwelle des Speed und Power Metal und wird live wohl eine perfekte Abrissbirne.

Zerbrechlich im ewigen Kreislauf

Doch Spirit Adrift verfallen nicht in vorgegebene Muster oder stecken in Ideen fest. Mit These Two Hands gibt es einen erste Überraschung. Zerbrechlich startet der Song mit Akustikgitarre und sphärischen Sounduntermalungen. Geradezu zart singt Nate Garrett und lässt Singer-, Songwriter Feeling aufkommen. Doch ab der Mitte gibt es geballte Power und vertonten Schmerz. Während die Band geradezu ein doomiges Fundament zelebriert, spielt und tanzt die Gitarre oben drauf. Ergreifend und einfach großartig.

Ein festes Konzept verfolgt Ghost At The Gallows nicht. Trotzdem ist Nate Garrett nach Fertigstellung aufgefallen, dass alle seine Songs das Thema Trauer in sich tragen. Doch nach eigenen Worten sieht er die Chance auch Trauer in Energie umzumünzen, was er kraftvoll bei Death Won’t Stop Me HIER beweist.

In diesem Song wird uns die Geschichte eines Mannes erzählt, der unsterblich ist. Das klingt erst einmal verheißungsvoll und doch ist es eine schmerzvolle Erfahrung alles Liebgewonnene zerfallen zu sehen und den Lauf der Welt bis hin zum kosmischen Zerfall nicht aufhalten zu können.

Psychedelische Sirenen und ein Monster

Das Thema Leben und Wiedergeburt wird simpel und zügig in I Shall Return verpackt. Einen gewissen psychedelischen Touch kann man dann Siren Of The South nicht absprechen. Vielleicht schwingt hier noch ein bisschen psychedelische Vergangenheit mit, die aber spätestens mit der Gitarrenarbeit und einer gehörigen Anzahl an Breaks wieder vom Tisch gewischt wird. Gleich dem Thema Geburt und Zerfall bäumt sich der Song mehrfach auf und kommt zum Stehen, um wiederholt empor zu steigen.

Das Monster kommt zum Schluss. Mit dem Titelsong bewegen sich Spirit Adrift auf die acht Minuten Marke zu. Auch Ghost At The Gallows setzt sich aus vielen Teilen zusammen. Geboten wird uns noch einmal die gesamte Bandbreite von schwermetallischen Riffs bis hin zu langen Akustikpassagen am Ende des Songs. Schlussendlich weinen die Gitarren im Duett und entlassen uns emotional aus dem Album.


Fazit
Spirit Adrift sind vollends im Heavy Metal angekommen. Auf Ghost At The Gallows klingt nichts nach einer Suche, sondern jeder Song nach Perfektion. Die bezaubernden Gitarren spielen auf einer dunklen Rhythmusbasis, die an die Vergangenheit der Band erinnert und dem Album Tiefe verleiht. 8,5 / 10

Line Up
Nate Garrett – Gitarre, Bass, Gesang
Mike Arellano – Schlagzeug
Tom Draper – Gitarrist
Sonny DeCarlo – Bass

Tracklist
01. Give Her To The River
02. Barn Burner
03. Hanged Man’s Revenge
04. These Two Hands
05. Death Won’t Stop Me
06. I Shall Return
07. Siren Of The South
08. Ghost At The Gallows

Links
Webseite Spirit Adrift
Facebook Spirit Adrift
Instagram Spirit Adrift



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