Spirit Adrift – 20 Centuries Gone – Album Review

Spirit Adrift – 20 Centuries Gone
Herkunft:
Austin / USA
Release:
19.08.2022
Label: Century Media Records
Dauer:
37:09
Genre:
Doom / Heavy Metal 


Foto Credit: Dave Creaney

Spirit Adrift wurden 2015 in Austin Texas gegründet und haben es bisher auf vier Studioalben sowie einige EPs gebracht. Der Mastermind hinter dem Ganzen war und ist der Sänger, Bassist und Gitarrist Nate Garrett.

Dieser hatte sich zuvor, teilweise parallel in verschiedenen Bands ausgelebt. Zu diesen Bands gehörten zum Beispiel Gateceeper, welche Death Metal mit Hardcore Elementen spielten oder Pile Of Dead Women und Queen Beast, die der Richtung Stoner Rock frönten. Musikalisch am extremsten war wahrscheinlich seine Beteiligung bei Take Over And Destroy, die eine ungewöhnliche Mischung aus Rock ‘n’ Roll, Gothicelementen und Black Metal spielten.

Warum ich das alles so ausführlich hier ausbreite? Der neue Output 20 Centuries Gone enthält zwei neue Songs und sechs Coverversionen und da möchte man schon wissen, woher der Wind der Vergangenheit weht.

Eigenleistung mit deutlichen Parallelen

Als Opener fungiert die Eigenkreation namens Sorcerer’s Fate. Das bietet sich an, denn der Song baut sich mit Gitarrenklängen aus der Klangwelt von Iron Maiden langsam auf. Nach zirka einer Minute taucht ein prägendes Riff auf. Ich bin irritiert, denn ab da klingt der Song stark nach Skullseeker von Eternal Champion. Sogar die Art und Weise der Gesangsdarbietung wird, zumindest in Anlehnung an Eternal Champion, umgesetzt. Trotz aller Parallelen ein gelungener Start, den ihr HIER anhören könnt.

Auch Mass Formation Psychosis ist ein Eigenprodukt mit Anlehnungen im Intro an den Beginn von Slayers Hell Awaits bevor der Song in Richtung Black Sabbath Riff kippt. Der Gesang orientiert sich hörbar an den verflossenen Orchid, die ihre Triebkräfte auch aus den 1970er Werken von Black Sabbath entnommen haben. Schlussendlich geht der Song nach vier Minuten in ein modernes Riff über.

Unerwartete Wurzeln im Metalbereich

Coverversionen machen eigentlich nur Sinn, wenn man das Original neu interpretiert. Der Reiz ergibt sich durch das Setzen in einen neuen musikalischen Kontext. Alles andre wäre bloßes Nachspielen.

Die Idee zur Sammlung von Coverversionen begründet Nate Garrett so: “Ich dachte, es wäre cool, Songs von Bands aufzunehmen, die zur DNA von Spirit Adrift gehören. Diese Auswahl ist für mich offensichtlich, für viele Fans aber vielleicht unerwartet.” Den Hinweis auf das Unerwartete lasse ich so gerne stehen, denn beim bisherigem musikalischem Schaffen hätte ich als Ursprung mehr Doom und Stoner Vorbilder erwartet.

Stattdessen gibt es als erstes eine gelungene, aber doch harmlose Coverversion von Type 0 Negatives Everything Dies. Die Interpretation hält sich, auch von den Gesangslinien, sehr nah am Original. Allerdings fällt die Version von Spirit Adrift nicht ganz so dunkel wie das Original aus, sondern bewegt sich mehr in Richtung Heavy Metal.

Als Nächstes ist ein Gänsehautklassiker an der Reihe. Pantera berühren mit Hollow durch anfangs kristallklare Klänge der Akustikgitarre und einen zweiten harten und emotionalen Teil. Die Version von Spirit Adrift, die ihr HIER anhören könnt, setzt vom Beginn an mehr auf Gitarre und auch das Schlagzeug steht mehr im Fokus. Diese Änderung nimmt meiner Meinung sehr viel von den Emotionen der Originalvorlage.

Ride The Lightning von Metallica habe ich hoch und runter gehört. Spirit Adrift scheinbar auch, denn die Wahl viel auf den Track Escape aus dem Jahr 1984. Der Song verläuft ohne nennenswerte Änderungen, was ihn ein wenig bedeutungslos macht. Das Original hat mich durch Hetfields Stimme und den Klang der Gitarren so geprägt, dass ich der ausgewogenen Coverversion wenig abgewinnen kann.

Das Finale in den Siebzigern

Es gibt Untersuchungen, dass unser Musikgeschmack in der Pubertät geprägt wird und sich ab dem dreißigsten Lebensjahr kaum noch ändert. So mag die Wahl der Vorbilder für die folgenden drei Coverversionen zwar im ersten Augenblick verwundern, aber auch ich habe in meiner Jugend die aus heutiger Sicht alten Platten von Thin Lizzy, Lynyrd Skynyrd und ZZ Top gehört. Deshalb bin ich auch hin und hergerissen, ob ich mich über das Modernisieren der Klassiker freuen soll oder mir die Originale heilig sind.

Im Falle von Thin Lizzys Waiting for an Alibi und der southern Rocknummer Poison Whiskey von Lynyrd Skynyrd, möchte ich von gelungenen Versionen sprechen. Der neue Sound macht beide frischer ohne die Trademarks zu zerstören. Doch bei Nasty Dogs and Funky Kings von ZZ Top muss ich mein Veto einlegen. Dieses Stück vom Album Fandango! muss wie 1975 und genau wie das Original klingen. Das sieht vielleicht ein jüngerer Hörer, der die Urfassung nicht kennt vielleicht anders, aber für mich ist die Vorlage hier zu groß und prägend.


Fazit
Von den acht Songs glänzen auf 20 Centuries Gone vor allem beiden Eigenkreationen. Die Wahl der Coverversionen erstaunt zwar, kann aber den Originalen in den wenigsten Fällen das Wasser reichen oder neue Akzente setzen. Was ist das Fazit aus dieser Erkenntnis? Das Beste wäre ein neues Spirit Adrift Album mit Eigenkreationen. 7 / 10

Line Up
Nate Garrett – Gitarre, Bass, Gesang
Mike Arellano – Schlagzeug

Tracklist
01. Sorcerer’s Fate
02. Mass Formation Psychosis
03. Everything Dies (Type 0 Negative Cover)
04. Hollow (Pantera Cover)
05. Escape (Metallica Cover)
06. Waiting for an Alibi (Thin Lizzy Cover)
07. Nasty Dogs and Funky Kings (ZZ Top Cover)
08. Poison Whiskey (Lynyrd Skynyrd Cover)

Links
Webseite Spirit Adrift
Facebook Spirit Adrift
Instagram Spirit Adrift


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