Martyr – Planet Metalhead – Album Review

Martyr – Planet Metalhead
Herkunft:
Utrecht / Niederlande
Release:
24.02.2022 
Label: Pt78 Records
Dauer:
50:36
Genre:
Heavy Metal / Power Metal


Beim Klang des Namens Martyr ist nicht sofort klar, welche Metallkapelle auf diesem Planeten man nun genau meint. Ein viel und gerne genutzter Bandname, der erst mehr Klarheit gibt, wenn man den Zusatz hört, dass hier die alteingesessenen niederländischen Heavy und Power Metaller gemeint sind. Eine Band, die sich schon Anfang der 1980er Jahre gegründet hat und durch ihre vielen Demos in der Zeit und gefeierten Beiträgen zu Samplern wie Dutch Steel und Metal Massacre VI Aufmerksamkeit erregten. In den Jahren 1985 und 1986 kamen dann die beiden vollen Alben der ersten Bandära heraus. Trotzdem man sich mittlerweile gut Fankreise erspielt hatte und auch bei MTV’s Headbangers Ball ins Airplay gekommen war, gingen Martyr Ender der 1980er Jahre auseinander.

Doch nichts ist so schön, wie heim zu kommen und auf alte, musikalische Freunde zu treffen. Die Folge war eine Reunion mit Liveauftritten wie beim Keep It True im Jahre 2005. Die musikalische Grundausrichtung von Martyr ist immer noch der traditionelle, schnelle Heavy Metal und das hat bis heute Bestand. So konnten wir uns, abgesehen von Samplern und Livealben, nach der Reunion von 2005 bereits 2011 und 2016 über neue Studioalben freuen.

Ein Blick zurück und hörbare Referenzen

Nicht nur das aktuelle Album benötigt man, um den Stand der Bandentwicklung zu beurteilen. Die beiden letzten Alben glänzten schon durch schnellen Speed beziehungsweise Power Metal. Trotzdem hörte man auf dem Vorgänger You Are Next einen noch thrashigeren Einschlag. Manchmal erinnerten die Harmonien und Riffs an den Anfang der 1980er Jahre und da speziell besonders an Metallica.

Der Kreis zum aktuellen Planet Metalhead schließt sich schnell. Schon die Eröffnung mit Raise You Horns, Unite! startet ähnlich, wie bei Into the Darkest of All Realms, dem Opener von 2016, mit einer unschuldigen Kinderstimme. Das Ganze wird untermalt mit Pianoklängen, in die sich langsam die Gitarren mischen. Das hat etwas stimmungserzeugendes. Es dauert nicht lange und bester traditioneller Heavy Metal ballert aus den Boxen. Raise You Horns, Unite! ist musikalisch und inhaltlich als Eröffnung perfekt und kann HIER angehört werden.

Das neue Album besteht aus acht Power Metal Nummern. Diese stampfen mal dämonisch, wie das coole Demon Hammer oder sie beginnen diabolisch in bester King Diamond Tradition wie beim folgenden Children Of The Night. Der Gesang ist entsprechend dunkel, pendelt von melodisch bis aggressiv. Die Bandkollegen unterstützen mit vereinten Stimmen im Refrain. Sehr oft wird einfach richtig Vollgas gegeben. Das Schlagzeug ballert durch und die Riffs hauen auf die Ohren. Martyr wollen es uns beweisen. Doch dadurch wirken Nummern wie Metal Overdrive und La Diabla! fast schon etwas übermotiviert.

In jedem Metaller ist ein weicher Kern

Was es auf dem Vorgängeralbum nicht gab, waren Balladen oder Halbballaden. So bieten uns die Niederländer mit No Time For Goodbyes eine gelungene Halbballade im 3/4 Takt. Nach drei Minuten nimmt der Song Fahrt aufnimmt und stellt so eine gelungene Abwechslung zwischen den ganzen druckvollen Nummern dar. Bevor es zum Finale geht, bieten uns Martyr noch ein von Judas Priest geprägtes Diary Of A Sinner und ein mit Iron Maidenharmonien durchsetztes Church Of Steel an.

Dann kommt die Ballade Wings In A Darkened Soul als Rausschmeißer und ich weiß nicht recht, was die Jungs sich da gedacht haben. Es ist prinzipiell kein schlechter Song, aber er passt mit seinem akustischen Gewand und dem pompösen Refrain irgendwie gar nicht zum Rest des Albums. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben und den Song oft angehört, aber es bleibt für mich der falsche Song auf einem guten Album. Da wir so nicht auseinander gehen sollen, biete ich euch HIER das bessere und gelungenere der beiden balladesken Stücke, nämlich No Time For Goodbyes, zum Anhören an.


Fazit
Martyr
sind auf Planet Metalhead immer noch bester Wahl für Traditionalisten. Die thrashigen Riffs des Vorgängers neigen sich dieses Mal mehr in Richtung Power Metal. Das Experiment mit zwei Balladen ist Geschmackssache, aber Metaller haben ja alle eine zarten Kern unter der Metalkutte. Verdiente 7,5 / 10

Line Up
Rick Bouwman – Gitarre
Rop van Haren – Gesang
Geoffrey Maas – Gitarre
Vinnie Wassink – Bass
Rick Valcon – Schlagzeug

Tracklist
01. Raise You Horns, Unite!
02. Demon Hammer
03. Children Of The Night
04. Fire Of Rebellions
05. No Time For Goodbyes
06. Metal Overdrive
07. La Diabla!
08. Diary Of A Sinner
09. Church Of Steel
10. Wings In A Darkened Soul

Links
Webseite Martyr
Facebook Martyr
Instagram Martyr


Außerdem auf Soundmagnet.eu
Interview – Sonata Arctica, Nachgefragt bei Henrik Klingenberg

Album Review – Ty Morn – Last Villain Testament
Empfehlung der Redaktion –
Shuulak – Heavy Metal aus den Niederlanden

Cooler Artikel? Diskutiere mit auf Facebook!
[Total: 6 Average: 5]