Kryptos – Nachgefragt bei Nolan Lewis – Interview

Die Oldschool Metalheads von Kryptos aus Indien haben vor Kurzem mit Force of Danger zum sechsten Mal einen ordentlichen Heavy Metal Kracher auf die Welt losgelassen, daher mussten wir Sänger und Gitarrist Nolan Lewis einfach ein paar Fragen zum neuen Album, der indischen Metalszene und dem Spirit der Achtziger stellen. Seine wirklich überaus sympathischen, interessanten und detaillierten Antworten könnt Ihr weiter unten lesen.

You can find the original interview in english HERE.


Foto Credit: Pritham D’Souza

Sascha (Soundmagnet.eu): Herzlichen Glückwunsch zu Force of Danger, das ist eine tolle neue Platte, die ihr da gemacht habt! Dies ist bereits euer sechstes Album, wie sind die Reaktionen bisher, und seid ihr zufrieden damit, wie die Platte ausgefallen ist?
Nolan (Kryptos): Ich danke dir vielmals. Ja, die Reaktionen sind bis jetzt großartig. Die Presse berichtet viel über uns und die meisten Kritiken sind hervorragend. Wir sind sehr zufrieden damit, wie das Album geworden ist, vor allem, weil wir es in einem so kurzen Zeitraum Anfang des Jahres geschrieben und aufgenommen haben, als die Lockdown-Maßnahmen für ein paar Monate teilweise aufgehoben wurden.

Wir sind wirklich froh, dass uns viele Leute geschrieben haben, wie sehr ihnen das Album gefallen hat und wie sehr es ihre Stimmung gehoben hat, vor allem nach all dem Ärger, den die Pandemie verursacht hat. Und das ist so ziemlich genau das, was wir erreichen wollten. Wir wollten ein Album herausbringen, das die Leute dazu bringt, loszulassen und wieder FUCK YEAH! zu sagen. Kein Schnickschnack, keine Gimmicks, keine ausgefallenen Studiotricks, nichts. Einfach guter, altmodischer Heavy Metal der alten Schule, zu dem man die Faust schütteln kann.

Accept the Priest – Back to the 80s

Sascha: Der Sound und das Songwriting sind 1980er Jahre as fuck, dieses Mal gibt es mehr Midtempo und kraftvolles Riffing als Speed wie beim Vorgänger Afterburner. Was waren eure Haupteinflüsse dieses Mal? Definitiv Accept, habe ich recht?
Nolan: Ja, da hast du recht. Accept und Judas Priest sind unsere Haupteinflüsse auf diesem Album, wie sie es schon immer waren, aber auf dieser Platte noch mehr. Wir wollten die Einfachheit und den Crunch des Accept-Riffings und des Songwritings mit dem komplizierten Solospiel und dem Heavy-Metal-Spirit von Judas Priest aus der Mitte der 80er Jahre verbinden. Wir haben zwar ein paar schnelle Songs wie Raging Steel, Hot Wired und Nighthawk auf dem Album, aber insgesamt ist es mehr im Midtempo-Bereich angesiedelt als Afterburner. Die Songs sind sehr direkt und nicht zu langatmig. Wir wollten einfach direkt auf den Punkt kommen und ein Killer-Riff nach dem anderen heraushauen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder, der Force of Danger ein paar Mal hört, es schwer haben wird, einige der Riffs und Melodien am Morgen wieder aus dem Kopf zu bekommen, haha.

Lockdown, Ausgangssperre und Stress mit den Bullen

Sascha: Kannst du uns mehr über das Songwriting, die Aufnahme und die Produktion des Albums erzählen? Wann habt ihr angefangen, daran zu arbeiten, wann war es fertig und wie hat die Pandemie den gesamten Prozess beeinflusst?
Nolan: Eigentlich ist es ein kleines Wunder, dass wir es geschafft haben, das Album fertigzustellen, bei allem, was so los war. Wie Du wahrscheinlich weißt, wurde Indien von der Pandemie sehr hart getroffen, und wir standen unter strengem Lockdown und Einschränkungen, als Covid zuschlug. Es gab jedoch ein kleines Zeitfenster zwischen Januar und April 2021, in dem die Beschränkungen teilweise aufgehoben wurden, und wir nutzten diese Zeit, um das Album zu schreiben, Demos einzuspielen und aufzunehmen.

Es war ziemlich anstrengend, denn wir haben den ganzen Januar über Songs geschrieben, im Februar fast jeden Tag ein Demo aufgenommen und dann im März das gesamte Album eingespielt. Zum Glück haben wir es geschafft, das Album rechtzeitig fertig zu stellen, und lustigerweise hat die Regierung, während wir das Video zum Titeltrack gedreht haben, eine plötzliche Ausgangssperre verkündet und wir mussten das Video in doppelter Zeit fertigstellen, alles zusammenpacken und abhauen, bevor die Bullen uns erwischt haben, haha. Es war ziemlich verrückt, aber wir sind erleichtert, dass wir es am Ende geschafft haben.

Das Tony-Iommi-Prinzip

Sascha: Ich würde gerne mehr über die Rollen in eurer Band erfahren: Wer sind die Hauptsongwriter, wer schreibt die Texte, wie entsteht ein neuer Kryptos-Song?
Nolan: Die gesamte Musik wird von mir und Rohit (Leadgitarre) geschrieben und alle Texte stammen von mir und Ganesh (Bass). Normalerweise denken Rohit und ich uns einen ganzen Haufen Riffs aus und dann setzen wir uns hin und versuchen, sie zusammenzufügen. Es ist wie ein Puzzle und man muss die richtigen Riffs finden, die zusammenpassen. Das Wichtigste ist jedoch, dass die Riffs, die wir schreiben, ein Killer sein MÜSSEN. Schließlich ist das Riff das Gesetz. Das ist das Tony-Iommi-Prinzip, haha. Jeder Song MUSS exzellente Riffs haben, sonst ist er nicht gut. Also sortieren wir im Grunde alle schwachen Riffs aus und behalten nur die, die wir für die absolut besten halten, und bauen auf ihnen auf.

Normalerweise entstehen bei den Riffs, die wir schreiben, Bilder in unserem Kopf, so dass wir eine Vorstellung davon bekommen, wovon der Song handeln soll und wie er ausgearbeitet werden muss. Sobald wir ein Grundgerüst eines Songs haben, fangen wir an, die Abschnitte innerhalb des Songs zu arrangieren, zum Beispiel wo die erste Strophe anfängt, wo der Refrain anfängt, die Bridges, die Solos und so weiter. Unser Songwriting ist sehr geradlinig, weil wir natürlich sehr vom Metal der 80er Jahre beeinflusst sind und auch unsere lyrischen Themen sehr von den 80ern inspiriert wurden. In unseren Texten gibt es viele Anspielungen auf die klassischen Bands, mit denen wir aufgewachsen sind, aber wir machen das nicht nur, um eine Art Nostalgie-Nummer zu spielen. Wir glauben wirklich an das, was wir tun, und ich denke, weil wir diese Zeit selbst miterlebt haben, haben wir immer noch etwas von der Magie dieses Jahrzehnts in uns, und wir versuchen, sie in unsere Musik einfließen zu lassen.

Der Spirit der Achtziger

Sascha: Metal ist im Laufe der Jahrzehnte ein so vielfältiges und facettenreiches Genre geworden, mit vielen Subgenres, einer Menge Innovation und Bands, die verschiedene Stile mischen.
Ich liebe diese Vielfalt und Offenheit im Metal, aber ich kann auch nicht leugnen, dass ich Bands wie Kryptos dafür liebe, dass sie den klassischen Old-School-Sound aus den glorreichen Zeiten des Metal in den 80ern mit frischer Energie und Hunger spielen. Was liebt ihr so sehr an dieser Ära des Heavy Metal und was treibt eure Kreativität an, Songs in diesem speziellen Stil zu schreiben?
Nolan: Das ist eine gute Frage, denn wir werden oft gefragt, warum wir diesen “altmodischen” Stil des Heavy Metal spielen, wenn wir doch eigentlich mit der Zeit gehen und Musik spielen sollten, die besser in die heutige Zeit passt. Für uns ist das die Musik, mit der wir aufgewachsen sind, und sie ist ein so wichtiger Teil unseres Lebens, dass wir auch dann noch 100%ige Fans wären, wenn wir diese Musik nicht spielen würden. Wir sind zuallererst Fans und erst an zweiter Stelle Musiker.

Die 80er Jahre waren eine magische Zeit, nicht nur musikalisch, sondern es lag damals etwas in der Luft, das ich einfach nicht erklären kann. Das einzige Wort, das ich verwenden kann, ist magisch. Die Welt schien nicht so “ängstlich” in Bezug auf so viele Dinge zu sein, und es lag eine echte Begeisterung in der Luft, egal in welchem Land man war. Die Filme waren großartig, die Zeichentrickfilme waren großartig, die Comics waren großartig, die Videospiele eroberten langsam die Fantasie aller, der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt und niemand nahm an irgendetwas Anstoß. Wenn man sich anschaut, wie die Dinge heute sind, dann sind wir als kollektive menschliche Rasse eher dabei, uns zurückzuentwickeln als uns weiterzuentwickeln. Wir haben diese “Magie” auf dem Weg verloren und für eine Band wie uns, die so tief in den 80ern verwurzelt ist, ist es wichtig, dass wir diese Flamme behalten und sie so lange wie möglich brennen lassen, denn es gibt viele, viele Leute da draußen, die desillusioniert sind von dem, was aus der Welt geworden ist und wohin sie sich entwickelt hat, also hoffen wir, dass unsere Musik eine Art “Zeitmaschine” sein kann, die sie zurückbringt und sie an die einfacheren Tage erinnert, als es im Heavy Metal noch darum ging, eine gute Zeit zu haben.

Und so fühle ich mich auch, wenn ich mir meine Lieblingsplatten anhöre. Jedes Mal, wenn ich meine Priest-, Scorpions-, Maiden– oder Dokken-Platten auflege, fühle ich mich sofort in die Zeit zurückversetzt, als ich als Kind mit meinem Tennisschläger vor dem Spiegel abrockte, ohne mich um die Welt zu kümmern. Damals ging es nur um die Musik und mich, und das war alles, was zählte, und wenn ich jetzt diese Alben abspiele, werde ich für einen kurzen Moment daran erinnert, wie viel Freude mir diese Musik gemacht hat, als ich aufwuchs, und wie dankbar ich bin, dass sie mir immer noch so viel Freude bereitet. Die 70er und 80er Jahre haben uns meiner Meinung nach einige der besten Musikstücke aller Zeiten beschert, und ich glaube nicht, dass diese Epochen jemals übertroffen werden. Die Musik aus dieser Zeit vermittelt ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer, das die Musik von heute meiner Meinung nach einfach nicht hat, und wir hoffen, dass wir mit jedem Album, das wir veröffentlichen, etwas von diesem Gefühl zurückbringen können.

Metal in Indien

Sascha: Mit nun sechs Alben in eurer Diskographie und nachdem ihr auf großen Festivals wie dem Wacken Open Air gespielt habt, seid ihr einer der, wenn nicht DER bekannteste Metal-Act aus Indien geworden. Wie würdest du die indische Metalszene beschreiben?
Nolan: Nun, im Moment befindet sie sich noch in einem sehr jungen Stadium, aber sie ist fast wie ein Kokon, der darauf wartet zu platzen. Ich würde sagen, dass die indische Metalszene erst vor etwa zehn Jahren richtig Fuß gefasst hat und erst vor etwa fünf Jahren so richtig in Fahrt kam. Natürlich gab es in den 80er und 90er Jahren tonnenweise Metalbands in Indien, aber sie haben nie wirklich etwas erreicht. Jetzt touren immer mehr indische Metalbands im Ausland und bringen regelmäßig Alben heraus.

Auf lokaler Ebene gibt es in Indien keine Tourneen, wie sie in den USA, Europa und vielen anderen Ländern üblich sind. Es gibt nur sehr wenige Veranstaltungsorte für Metal-Gigs und nur eine Handvoll Metal-Festivals, die hin und wieder stattfinden. Indien ist ein sehr ungeordnetes Land, in dem nichts nach Plan läuft, haha. Aber in gewisser Weise sehe ich das als eine gute Sache, denn es zwingt die Bands hier, sich im Ausland umzusehen, um sich in der Metalwelt einen Namen zu machen, anstatt einfach hier zu bleiben und immer wieder vor denselben Leuten in denselben Städten zu spielen.

In letzter Zeit waren Bands wie Amorphia, die fantastischen Thrash im Stile der frühen Sodom spielen, in Japan auf Tournee, was für eine indische Metalband ungewöhnlich war, und Against Evil, die eher traditionellen Heavy Metal im Stile von Manowar und Priest spielen, haben sich in Europa einen Namen gemacht.
Es bleibt zu hoffen, dass noch mehr Bands auftauchen, die sich eine Weile halten und Indien auf die Metal-Landkarte setzen, so wie es Sepultura oder Loudness für Brasilien bzw. Japan getan haben.

Herzblut und Durchhaltevermögen

Sascha: Wie war es, in Indien aufzuwachsen und dort eine traditionelle Heavy Metal-Band der alten Schule zu gründen? Was waren die Hürden und Herausforderungen, um schließlich auf das Niveau zu kommen, das ihr jetzt erreicht habt?
Nolan: Für mich war es ein bisschen anders als für den Rest der Band. Ich bin in Kuwait aufgewachsen und habe die meiste Zeit meiner Kindheit dort verbracht und bin viel mit amerikanischem Fernsehen und amerikanischer Musik in Berührung gekommen, da diese im Nahen Osten sehr beliebt war. Mein Vater war ein großer Fan von Country-Musik und 60er-Jahre-Rock’n’Roll, also lief bei uns zu Hause immer eine Menge Elvis oder Beatles oder Rolling Stones. Ich habe mich dann für Bands wie Europe, Bon Jovi, Mötley Crüe und so weiter interessiert und bin dann nach und nach zu härterer Musik wie AC/DC, Maiden, Priest und so weiter übergegangen. Rock-/Metalmusik war etwas schwer zu bekommen, aber einige Läden konnten Kassetten aus dem Ausland besorgen, und das hat mich zufrieden gestellt. Während des Golfkriegs musste ich zwar für einige Jahre nach Indien zurückkehren, aber als ich nach Kuwait zurückkehrte, war MTV in vollem Gange und eine Menge Musik aus den USA überschwemmte die Läden, und so gelang es mir, eine Menge Thrash und sogar etwas Death Metal in die Finger zu bekommen.

1997 verließ ich Kuwait schließlich, um in Indien zu studieren, und dort lernte ich unseren Bassisten Ganesh kennen. Tatsächlich war er die erste Person, die ich traf, als ich an die Universität kam, man könnte also sagen, es war Schicksal, haha. Ursprünglich war ich nicht daran interessiert, in einer Band zu spielen, obwohl ich ein bisschen Gitarre spielen konnte. Ganesh fragte mich, ob ich in der Band mitmachen wollte, in der er war, und weil wir alle ziemlich schlecht an unseren Instrumenten waren, sagte ich: Klar, warum nicht. Allerdings hielt das nicht lange an, und als sich die Band auflöste, beschlossen Ganesh und ich, unsere eigene Band zu gründen, und 1998 wurde Kryptos geboren.

Als wir die Band gründeten, wussten wir wirklich nicht, was wir spielen wollten. Deshalb hört man auf unserem Debütalbum eine Menge verschiedener Einflüsse, abgesehen von unseren 80er-Jahre-Einflüssen. Wir haben einfach alles auf das Album gepackt. Aber im Laufe der Jahre haben wir angefangen, unseren Sound zu entschlacken, und erst etwa 15 Jahre später haben wir beschlossen, dass wir in eine ganz traditionelle 80er-Metal-Richtung gehen wollen.

Es ist nicht einfach, in Indien eine Band zu gründen und zusammenzuhalten, und als wir 98 anfingen, gab es hier buchstäblich nichts für uns. Keine Studios, schlechtes Equipment, kein Internet, keine Handys, kein gar nichts. Die einzigen Gigs, die es gab, waren ein paar College-“Battle of the Bands”-Wettbewerbe, bei denen man etwa zehn Minuten Zeit hatte, um auf einer beschissenen Bühne mit beschissenem Sound zu spielen. Tatsächlich haben wir unser erstes Album in einem behelfsmäßigen Studio im Haus von jemandem aufgenommen, und das Schlagzeug haben wir in seinem Badezimmer aufgenommen, hahaha. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie wir das alles da reinbekommen haben.

Aber weißt du, wir haben durchgehalten. Unsere Liebe zu dieser Musik kennt keine Grenzen, und deshalb sind wir auch 23 Jahre später noch da und leben unseren Traum, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es uns noch viel länger geben wird.

Wenn Träume wahr werden…

Sascha: Was waren bisher die größten Meilensteine für euch?
Nolan: Da gab es ein paar. Ich denke, die Aufnahme und Veröffentlichung unseres ersten Albums im Jahr 2004 war eine große Sache für uns, denn da haben wir gemerkt, dass wir es mit dieser Band tatsächlich weit bringen können. Dann 2009 als Vorgruppe von Iron Maiden in unserer Heimatstadt Bangalore aufzutreten ist etwas, das wir nie vergessen werden….EVER. Es war absolut magisch. Vor Tausenden unserer eigenen Leute zu spielen und dann unsere Kindheitshelden zu unterstützen und dann nach dem Gig mit ihnen in ihrem Hotel abzuhängen – das war phänomenal. Sie waren solche Gentlemen und so höflich und bodenständig, dass wir sie nur noch mehr respektierten.

Ich denke, unser nächster großer Meilenstein war die Unterzeichnung bei AFM Records im Jahr 2012. Das war ein großer Durchbruch für uns, denn ich glaube, wir waren die erste oder eine der ersten indischen Metalbands, die bei einem großen Label unterschrieben haben. Das hat uns wirklich die Türen geöffnet, weil wir endlich ein Label hatten, das unsere Musik in die Welt hinausbringen konnte, und wir sind jetzt seit fast 10 Jahren bei ihnen.

Und zu guter Letzt wurden wir eingeladen, auf dem Wacken Open Air zu spielen, nicht nur einmal, sondern zweimal. Klar, wir haben viele andere Gigs und Festivals gespielt und sind durch ganz Europa getourt, aber in Wacken zu spielen war etwas ganz Besonderes, weil wir als Teenager immer in Magazinen über Metal-Festivals in Europa gelesen haben und wie groß Wacken war, und wir haben immer wieder darüber gesprochen, wie toll es wäre, wenn wir eines Tages dort spielen könnten. Und dann war es endlich soweit und es war unglaublich. Wer hätte gedacht, dass eine kleine Band aus Südindien all das schaffen würde. Wir sicher nicht, haha.

Bandsalat und Vinyl-Knistern

Sascha: Euer neues Album ist in vielen verschiedenen Formaten erhältlich. Welches Format bevorzugt ihr selbst? Vinyl, CD oder Streaming?
Nolan: Ich stehe nicht wirklich auf digitale Musik. Das tut eigentlich keiner von uns. Wir kaufen alle noch physische Tonträger. Obwohl ich eine Menge CDs habe und meine Vinylsammlung langsam aber sicher wächst, bin ich eher ein Kassettentyp. Ich bin mit ihnen aufgewachsen, und sie haben eine gewisse nostalgische Ausstrahlung, und ich mag es einfach, wie kompakt sie sind. Natürlich nervt es schon, wenn man Bandsalat hat, aber hey, das gehört dazu, haha. Die anderen Jungs bevorzugen allerdings Schallplatten oder CDs.

Sascha: Was denkst du über das Vinyl-Revival, das seit ein paar Jahren stattfindet, und was hältst du von Streaming-Diensten wie Spotify und dergleichen?
Nolan: Ich finde das fantastisch. Es geht nichts über das Knistern einer Schallplatte, wenn man sie auflegt, und natürlich klingt Vinyl einfach besser als alles andere, vor allem alte/originale Pressungen vieler Alben aus den 70er und 80er Jahren. Es ist großartig, dass die Schallplatte ein Comeback erlebt, denn so können immer mehr Menschen erfahren, wie es ist, wenn man sich ganz auf die Musik einlässt, die man kauft. Man liegt auf dem Bett und starrt auf die Vinylhülle, liest die Texte, schaut sich die Fotos an, liest die Liner Notes und versucht, neue Dinge in der Kunst zu entdecken………..diese Erfahrung ist einfach unschlagbar, und das ist etwas, was die digitale Musik nie wieder erreichen kann.

Um das nochmal festzuhalten, ich habe nichts gegen digitale Musik. Sie hat sicherlich ihre Berechtigung. Ich bin nur kein Fan davon. Ich habe nicht einmal einen Spotify-Account, obwohl unsere Musik ironischerweise sehr gut auf Spotify läuft, stell dir das mal vor, haha. Es wäre jedoch toll, wenn Bands von Streaming-Plattformen besser entlohnt würden. Die derzeitige Vergütung ist ein Witz, und wenn man nicht gerade Metallica oder Maiden oder jemand von dieser globalen Größe ist, verdienen die meisten Metalbands kaum einen Hungerlohn damit.

Die absoluten Lieblingsalben

Sascha: Meine letzte Frage für dieses Interview ist eine Frage von Metalhead zu Metalhead. Ich würde gerne wissen, was für dich deine Top-3 Metal-Alben sind, oder, wenn das zu schwer ist, welche drei Bands dich am meisten beeinflusst und geprägt haben.
Nolan: Wow, das ist schwer, aber wenn ich es eingrenzen müsste, würde ich sagen

1. Judas Priest – Defenders of the Faith
Für mich ist das DAS größte Heavy-Metal-Album, das je gemacht wurde. Das ist Heavy Metal in seiner reinsten Form. Als ich es zum ersten Mal hörte, war ich absolut überwältigt, und selbst wenn ich es heute, fast 32 Jahre nachdem ich es zum ersten Mal gehört habe, anhöre, bin ich immer noch völlig hin und weg. Dies ist das Album, das mich zu einem Metalhead fürs Leben gemacht hat, und wenn ich jemals mit einem einzigen Album begraben werden müsste, dann wäre es dieses. Halford, Downing und Tipton in Bestform. Das ist Heavy Metal vom Feinsten.

2. Iron Maiden – Piece of Mind
Dies war das erste Metal-Album, das ich je gehört habe, und ich erinnere mich noch genau daran, als das Schlagzeug bei Where Eagles Dare einsetzte und sich jedes einzelne Haar in meinem Nacken aufstellte. Ich kann das Gefühl, das mich durchfuhr, nicht einmal ansatzweise beschreiben. Es war absolut elektrisch. Das Songwriting, die Texte und Bruce’s unglaubliche Performance sind einfach unvergleichlich. Es enthält sogar meinen absoluten Lieblingssong von Iron Maiden – Still Life, der meiner Meinung nach ein absolutes Metal-Meisterwerk ist.

3. Metallica – Ride the Lightning
Wenn es eine Band gab, die wollte, dass ich Gitarre spiele, dann war es Metallica, und natürlich Hetfield. Als ich Ride the Lightning das erste Mal hörte, war ich total geflasht. Die Riffs, die Wut, die Attitüde, die Power……fucking hell, es brachte mich einfach dazu, jedes Möbelstück in meinem Zimmer kaputtzuschlagen. Ich würde sagen, dass die ersten vier Metallica-Platten einen großen Einfluss auf mich als Gitarrist hatten, und ich bin mir sicher, dass sie das für Millionen von Gitarristen auf der ganzen Welt waren. Ride the Lightning ist eine zeitlose Platte und selbst heute noch, wenn das akustische Intro von Fight Fire With Fire langsam verklingt, weiß man, dass man sich auf einen Arschtritt gefasst machen muss.

Sascha: Vielen Dank für das Interview und wir sehen uns hoffentlich auf eurer Tour!
Nolan: Vielen Dank auch an dich. Es war uns ein Vergnügen und wir hoffen, dass wir dich bald wiedersehen. Pass auf dich auf!


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Album Review – Kryptos – Force of Danger
Kolumne – Bands aus Exotistan, Teil 2: Indien
Album Review – Against Evil – End of the Line

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