Cruachan – The Living and The Dead – Album Review

Cruachan – The Living and The Dead
Herkunft:
Dublin / Irland
Release:
24.03.2023
Label: Despotz Records
Dauer:
50:53
Genre:
Folk Metal


Cruachan-Band
Foto Credit: Lauren Dunleavy

Cruachan zählen zu den Urvätern des Folk Metal. Die Iren sind mit Unterbrechungen seit 1993 in der Szene aktiv und verbinden keltische Musik sowie Mythologie mit harten Gitarrenklängen. Auch auf dem neunten Album The Living and The Dead ist das nicht anders, wobei sich das Besetzungskarussell in den letzten Jahren aber fleißig gedreht hat.

“Einige langjährige Mitglieder haben sich entschieden, die Band zu verlassen, aber das hat eine Zeit der Wiedergeburt für die Band ausgelöst und das war nur positiv”, stellt Bandleader Keith Fay trocken fest. Neben den neuen Bandkollegen sind zudem neun Gastmusiker auf dem Album zu hören, das dieser chronisch übersehenen Band vielleicht ja endlich die Aufmerksamkeit bringt, die Gründerbands anderer Genres wie selbstverständlich genießen.

“Wieviel Folk darf’s sein?” – “Ja.”

The Living and The Dead ließe sich mit einem einzigen Satz beschreiben, nämlich “Jep, das ist Folk Metal in all seinen Ausprägungen.” Mal melodisch und verträumt, mal mit wütenden Screams und Stakkato-Riffs, aber immer mit keltischem Spirit zeigen Cruachan nämlich eindrucksvoll, wieso dieses anfangs belächelte Genre der Metal-Welt bis heute erhalten blieb.

Der Sound und die Themen sind zwar teilweise etwas klischeehaft – Rabenvögel, Hexen, Geister und der Sensenmann geben sich nämlich ein 50-minütigse Stelldichein zwischen Flöten, Violine und E-Gitarre. Aber Cruachan haben die erwähnten Klischees (mit-)erfunden, also dürfen sie diese auch ausleben. Wer wissen will was damit gemeint ist, sollte sich HIER den Track The Witch anhören.

Insgesamt ist das Album wieder sehr abwechslungsreich ausgefallen. Manche Nummern sind tanzbar, andere wiederum laden in den Moshpit ein, und dazwischen gibt es Klänge für ein gutes Glas Whiskey vor dem offenen Kaminfeuer zu hören.

Vor allem The Children geht ins Ohr, was an der Ohrwurmmelodie und den Shanty-artigen Lyrics liegt. Wer es atmosphärischer mag, dem sei The Hawthorn ans Herz gelegt. Beim Anhören fühlt man sich beinahe schon in nebelverhangene Wälder versetzt und möchte wehmütig seinen Festival-Kilt aus dem Schrank kramen, wovon du dich HIER überzeugen kannst.

Keltischer Wunschbaukasten

Die Eingängigkeit ist ja sowohl der größte Erfolgsfaktor im Folk Metal, aber auch manchmal dessen Achillesferse. Nämlich dann, wenn die Strukturen dann doch etwas zu simpel gestrickt sind oder die Lead-Melodie einfach zigmal auf anderen Instrumenten wiederholt wird. Besonders spannend wirkt der Gesamtsound in diesen Momenten nicht, und Cruachan stolpern leiden manchmal in genau dieses Dilemma hinein.

Schon klar, Folk Metal Enthusiasten würden widersprechen und behaupten, das genau diese unbeirrte Geradlinigkeit das größte Asset von Cruachan oder überhaupt dem gesamten Genre ist. Wer kein Ultra-Fan ist, wird aber bestimmt wissen, wovon hier gerade geschrieben wird.

Wobei man hinzu sagen sollte, dass das alles Jammern auf hohem Niveau ist – aber ein Review ohne Kritik wäre schließlich nur ein PR-Artikel. Kurzum, wer Cruachan vorher schon mochte oder einfach ein Faible für keltische Musik hat, der wird hier wieder bestens bedient. Gelegenheitshörer werden sich hingegen ihre zwei-drei Favoriten herauspicken, die Auswahl ist auf The Living and The Dead nämlich sehr vielfältig.


Fazit
Cruachan sind zurück und untermauern mit The Living and The Dead ihren hohen Stellenwert im Folk Metal Universum. Mal ruhig, mal scheppernd, aber stets mit rauer und keltischer Atmosphäre spielen sich die Iren durch zwölf Nummern, die das gesamte Spektrum ihres Genres abdecken.
7,5 / 10

Line Up
Keith Fay (O’Fathaigh) – Gesang, Gitarre, Keyboard, Bodhrán, Mandoline, Bouzouki, Banjo, Perkussion
Joe Farrell – Bass
Tom Woodlock – Schlagzeug
Audrey Trainor – Violine

Tracklist
01. The Living
02. The Queen
03. The Hawthorn
04. The Harvest
05. The Festival
06. The Ghost
07. The Crow
08. The Reaper
09. The Children
10. The Changeling
11. The Witch
12. The Dead

Links
Facebook Cruachan
Bandcamp Cruachan



Außerdem auf Soundmagnet.eu
EP Review – Biersbreaker – Reshout For War
Interview – Svartsot, Nachgefragt bei Cris J.S. Frederiksen
Album Review – The HU – Rumble Of Thunder

Cooler Artikel? Diskutiere mit auf Facebook!
[Total: 3 Average: 3.7]