Battlesword – Nachgefragt bei Axel und Lars – Interview

Die deutsche Melodeath-Institution Battlesword hat sich im September mit ihrem vierten Album Towards The Unknown lautstark zurück gemeldet. Im Interview erzählen uns Sänger Axel und Gitarrist Lars Details zur neuesten Platte. Außerdem schätzen sie die deutsche Melodeath-Szene ein und verraten uns, was sie über die ewigen Vergleichen ihrer Band mit Amon Amarth denken.


Battlesword_Logo_swMarkus (Soundmagnet.eu): Hallo und Danke für das Interview. Beginnen wir mit der inzwischen leider obligatorischen Frage, wie es euch als Band die letzten Jahre gegangen ist. Ich schätze, die Pandemie hat auch bei euch Spuren hinterlassen oder Pläne über den Haufen geworfen?
Axel (Gesang): Hallo Markus, wir haben zu danken. Ja, natürlich sind auch wir von der Pandemie und ihren ganzen Auswirkungen nicht verschont geblieben. Zum einen konnten wir leider nicht so oft live spielen wie geplant, was natürlich der Promo des Vorgängeralbums in die Parade gefahren ist. Außerdem konnten wir phasenweise noch nicht mal wie gewohnt proben. Zum anderen war jeder von uns bereits mindestens einmal selbst infiziert und hatte auch im privaten Umfeld entsprechende Fälle. Mich hatte es beispielsweise genau zu dem Zeitpunkt erwischt, als ich im Studio die Vocals für Towards The Unknown aufnehmen sollte. Zum Glück hatten wir noch ein wenig Puffer und ich habe es noch hinbekommen, ohne dass unsere Deadlines gefährdet wurden.
Lars (Gitarre): Servus Markus! Ergänzend können wir vielleicht auch noch sagen, dass wir uns immer wieder neu erfinden mussten und nach Wegen gesucht haben, weiter am Ball zu bleiben, auch wenn Proben und Konzerte nicht mehr möglich waren. Wir sind dann ähnlich wie im Berufs- und Schulleben auf virtuelle Technologie umgestiegen. Auch Erfahrungen mit einem Streaming-Konzert konnten wir durch die Pandemie sammeln. Es gibt also durchaus auch die ein oder anderen positiven Seiteneffekte.

Reise ins Unbekannte

Battlesword-Towards The Unknown-CoverMarkus: Ihr habt kürzlich euer viertes Album Towards The Unknown veröffentlicht, wir bei Soundmagnet haben es reviewed und finden es sehr gelungen. Erzählt unseren Lesern bitte in euren Worten, was sie auf der neuen Scheibe erwartet.
Lars: Vielen Dank für die Blumen – das geht runter wie Öl! Aus unserer Sicht können die Hörer erwarten, dass sie auf ihrer Reise ins Unbekannte mit viel Energie, Passion und Zuversicht begleitet werden. Es gibt auf der anderen Seite auch die Gelegenheit über vieles, was gerade auf und mit der Welt stattfindet, nachzudenken und Position zu beziehen – aber auch die Reise ins eigene Ich kommt nicht zu kurz.

Dan Swanö hat seinem Ruf einfach alle Ehre gemacht und unseren Sound auf das nächste Level gehievt.

Markus: Bei diesem Album habt ihr Produktion, Mix und Mastering voneinander getrennt, für Letzteres ist niemand Geringerer als Dan Swanö verantwortlich – quasi eine Legende in diesem Business. Wie denkt ihr, hat Swanö das Endergebnis beeinflusst und was ist dadurch besser geworden, im Vergleich zu den Vorgängeralben?
Axel: Dan hat seinem Ruf einfach alle Ehre gemacht und unseren Sound auf das nächste Level gehievt. So zufrieden wir schon mit dem Sound nach dem Mix durch unseren Producer Michael “Freio” Haas waren – aber Dan hat einfach noch mal ein paar Schippen draufgelegt. Der Sound ist druckvoll, transparent und zu unserer Mucke und unseren Lyrics passend.

Alt und Neu

Markus: Neben sieben neuen Songs habt ihr auch „alte“ Songs eures 2008er Demos The 13th Black Crusade neu mastern lassen und mit aufs Album gepackt. Wie kamt ihr auf diese Idee und wieso alte Songs neu mastern, statt noch weitere, neue Songs zu schreiben und zu veröffentlichen?
Axel: Naja, die sieben neuen Songs haben insgesamt auch schon eine Spielzeit, die bei anderen Bands für einen ganzen Longplayer reicht, dann aber vielleicht auf neun Songs oder mehr verteilt ist. Für uns war aber auch der Ansatz, die Deadlines zu halten und in 2022 zu veröffentlichen, ein zusätzliches Argument, bei diesen Songs zu bleiben.
Die Idee, das alte Demo in einer re-masterten Version mit drauf zu packen, kam uns während der gemeinsamen Planungen mit unserem Label. Zum einen wollten wir damit den neueren Fans ebenfalls den Zugang zu den Songs ermöglichen, da das Demo ja bereits seit vielen Jahren vergriffen ist. Zum anderen finden wir die Songs selbst nach wie vor stark und wollten sie so noch mal angemessen zur Geltung bringen. Die neue Version bietet durch das Re-master auch einen Mehrwert für die Fans, die das originale Demo schon kennen.

Markus: Schauen wir uns ein paar einzelne Songs an. Bitte fasst in ein-zwei Sätzen zusammen, was die folgenden Songs ausmacht und worum es darin geht: Terra Combusta, The Shores of I, Backstabber.
Axel: Terra Combusta ist ja unsere erste Auskopplung geworden, da er ganz gut vermittelt, welche Bandbreite einen auf der neuen Platte erwartet. Inhaltlich geht es darum, dass die Menschheit durch ihren Umgang untereinander und mit unserem Planeten auf den Abgrund zusteuert.
Bei The Shores Of I geht es um eine Reise zum eigenen Ich, um Selbsterkenntnis, kann man sagen. Er sticht aufgrund seiner Struktur etwas hervor und ist wohl der abwechslungsreichste und stimmungsvollste Song.
Backstabber erzählt darüber, dass man auf zwischenmenschlicher Ebene gut aufpassen und für sich selbst einstehen und kämpfen muss. Musikalisch eher aggressiv und ein Arschtreter.

Erstmals auf Vinyl 

Markus: Erstmals wird ein Album von euch auch auf Vinyl veröffentlicht, wofür ihr mit Doc Gator Records gemeinsame Sache macht. Ich kann mir vorstellen das es auch für alte Hasen wie euch spannend ist, erstmals eine eigene LP in Händen zu halten?
Axel: Definitiv! Einzelne Mitglieder aus der Band kennen das Gefühl schon von früher oder anderen Projekten. Aber trotzdem fühlt es sich auch dieses Mal unheimlich aufregend an. Vor allem, da es ja nicht nur simples Schwarz, sondern in Summe vier Vinyl-Varianten geben wird. Wir sind unheimlich dankbar dafür, dass Doc Gator uns diese Möglichkeit eröffnet hat und können es kaum erwarten, das Ergebnis in den eigenen Händen zu halten.
Lars: Dem kann ich nur zustimmen! Da wird ein Traum Wirklichkeit und dann noch zu sehen und regelrecht zu spüren, wie unsere Fans darauf reagiert haben und welche Vorfreude bereits vorhanden ist – einfach Wahnsinn!

Die bekanntesten Melo-Death Bands kommen vielleicht nicht aus Deutschland, sondern am ehesten aus Skandinavien. Dennoch haben wir bei uns viele hochkarätige Vertreter dieses Genres.

Markus: Kommen wir zu ein wenig Genre-Fachgesimpel. Euch kann man am ehesten als Melodic Death Metal beschreiben, wenn man denn unbedingt Schubladen aufmachen möchte. Wie beurteilt ihr die Szene aktuell und vor allem in Deutschland, das international ja nicht unbedingt für seine Melodeath-Bands bekannt ist?
Axel: Okay, die bekanntesten Melo-Death Bands kommen vielleicht nicht aus Deutschland, sondern am ehesten aus Skandinavien. Dennoch haben wir bei uns viele hochkarätige Vertreter dieses Genres. Night In Gales, In Blackest Velvet, Fragments Of Unbecoming, Dawn Of Disease, Nyktophobia und Soul Demise seien da nur stellvertretend genannt. Viele dieser Bands haben auch international Aufmerksamkeit erregt und sich eine weltweite Fanbase erspielt.
Lars: Zunächst finde ich es fantastisch, dass wir in Deutschland nach wie vor eine Szene haben und dass es so viele geniale Bands da draußen gibt, die, ähnlich wie wir,  ihre Passion ausleben und Bock drauf haben, Mucke zu machen. Auch wenn Deutschland nicht unbedingt für Melo-Death steht, genießt die deutsche Szene allerdings weltweit auch einen sehr guten Ruf, was sowohl die Szene an sich als auch auf die Qualität der Bands und Konzerte zutrifft. Und die von Axel genannten Kollegen sind ein sehr gutes Beispiel dafür, welche Qualität es hierzulande gibt.

Vergleiche mit Wikingern

Markus: Ein wenig Stichelei muss auch noch sein: Viele andere Zines ziehen in ihren Reviews zu Towards The Unknown Vergleiche zu den alten Sachen von Amon Amarth. Wie geht es euch damit, im Schatten dieses großen Namens – Amon Amarth kennt praktisch jeder – genannt zu werden?
Axel: Mich persönlich hat es oft und lange tatsächlich genervt, dass ständig der Vergleich zu Amon Amarth herangezogen wurde. Das zieht sich ja wie ein roter Faden durch unsere Diskografie. Aber es ist natürlich nicht die schlechteste Referenz. Jeder Mensch hört und fühlt Musik halt anders und so lange dieser Vergleich darauf basiert, dass sich jemand mit unserer Musik wirklich auseinandergesetzt hat und nicht einfach abgeschrieben hat, was alle schreiben, finde ich das okay. Wir sind ja auch Fans dieser Band und von daher kann es natürlich auch sehr gut sein, dass sich ein paar Ähnlichkeiten ungewollt ergeben. Wir sind jedoch noch nie hingegangen und haben uns vorgenommen, einen Song zu machen, der nach Amon Amarth klingen soll.
Lars: Ich persönlich muss schon immer wieder schmunzeln, wenn ich diese Vergleiche in Reviews lese oder wie hier darauf aufmerksam gemacht wird. Ehrlich gesagt macht mich das aber auch ein wenig stolz. Was die Kollegen wohl selbst dazu sagen würden?

Die Pandemie schiebt nach wie vor viele Gigs und Touren vor sich her und leider haben auch viele Clubs und Festivals aufgeben müssen. Gerade solche, die auch für kleinere Bands wie uns interessant waren.

Markus: Derzeit schaut es Covid-mäßig gut aus für Konzerte und Festivals. Schmiedet ihr auch Live-Pläne und kommt ihr dabei möglicherweise auch in Österreich vorbei?
Axel: Tatsächlich geht es zum Glück endlich wieder aufwärts und man kann sich als Band wieder nach Konzertmöglichkeiten umschauen. Die Pandemie schiebt allerdings nach wie vor viele Gigs und Touren vor sich her und leider haben auch viele Clubs und Festivals aufgeben müssen. Gerade solche, die auch für kleinere Bands wie uns interessant waren. Aber wir geben nicht auf und versuchen unser Bestes. Österreich würden wir dabei liebend gerne ebenfalls berücksichtigen. Momentan haben wir leider nur eine handvoll Kontakte, die auch schauen müssen, wie sie alles gestemmt bekommen. Aber gerade mir, der eine enge, besondere Bindung zu Österreich hat, ist es schon wichtig, dass das irgendwann mal klappt.

Markus: Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch!
Axel: Als Schlusswort kann ich mich nur noch mal für das Interview bedanken und die Möglichkeit, dass wir uns euren Lesern einmal genauer vorstellen durften. Ich hoffe, wir konnten einige von ihnen neugierig machen, unsere Musik anzuhören. Es hat viel Spaß gemacht und vielleicht klappt es ja bald mal, dass wir uns in Österreich sehen und sprechen.
Lars: Yes, vielen Dank für das sympathische Gespräch und die Möglichkeit! An alle Musikliebenden da draußen: Support your local scene – die Bands und Veranstalter brauchen euch heute mehr denn je! Bleibt gesund und stay Metal! Cheers!


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