The Bay Area Strikes Back – Testament / Exodus / Death Angel – 20.02.20, Arena Wien

Testament / Exodus / Death Angel 
Veranstaltung:
The Bay Area Strikes Back, 20.02.20, Arena Wien
Herkunft:
USA
Ticket:
36,- +3,- Fee / Sold Out
Genre:
Thrash Metal


Na, wer will schon so was verpassen? Besonders in Wien, das alles andere als eine Metal-Stadt ist und auf solchen Touren leider ignoriert wird. Vieles deutete also darauf hin, dass die Bay Area Strikes Back Tour ein Ereignis mit viel Bedeutung würde. Zusammen mit drei großen Namen des Thrash Metal reiste auch die Hälfte Osteuropas als Publikum nach Wien. Als ich vor dem Gig rund um die Arena spazierte, hörte ich ein gutes Halbdutzend Sprachen aus den Nachbarländern rund um mich. Die Show wurde ausverkauft – im letzten Moment, aber trotzdem ausverkauft. Alles deutete darauf hin, dass der Abend eine megageile Party wird! Und so war es auch – aber nur teilweise.  

Die Death Angel Truppe stand als erste auf dem Programm. Es gab keinen Soundcheck als wir schon drinnen waren – das ganze Zeug wurde längst vor dem Einlass vorbereitet und wartete ruhig auf Sturm und Drang. Noch eine ganze Stunde lag vor uns, was mir auch gut in die Hände gespielt hat. So viele Freunde und Bekannte aus Österreich, Ungarn und der Ukraine kamen zum Konzert, dass ich tatsächlich die ganze Stunde brauchte, um mit allen ein bisschen zu quatschen und Bier zu trinken.

Schnell war es aber soweit; es wurde dunkel in der Halle und ohne lang herumzueiern traten Death Angel auf die Bühne. Der Auftritt schien so lustlos und kraftlos zu sein, dass ich ehrlich gesagt im Laufe der ein paar ersten Lieder schon ziemlich enttäuscht wurde. Kaum zu glauben, aber weiter ging es nicht viel besser. Leider von der Seite des Publikums auch! Egal wie laut ich versuchte, den Bandnamen zu skandieren und einfach zu schreien, um die Atmosphäre anzuzünden, schienen alle rund um mich so gut wie tot zu sein. Leute, jetzt wirklich ernst, kamt ihr zu einem Thrash Metal Gig oder zu einer Todesmesse? Es tut mir weh, so was zu schreiben, aber ich verstehe, dass die Bands monatelang im Bus unterwegs sind und deswegen müde, krank und lustlos wirken können. Das Publikum hat aber keine Entschuldigung. Und am schlimmsten war die erste Reihe – manchmal dachte ich mir, dass eine Reihe aus Mumien rund um mich vor der Bühne stand. So was Lahmes erlebte ich noch nie in Wien!

Death Angel spielten schon am Ende 2018 im Rahmen des MTV Headbangers Ball in Wien (zusammen mit Suicidal Angels, Sodom und Exodus). Die Show damals war ein Kracher und hat in mir ein Interesse an der Band geweckt. Soweit ich mich daran erinnern kann, war auch die Setlist länger und besser. Der jetzige Auftritt ist aber relativ schnell vorbeigegangen; statisch und sogar ein bisschen langweilig, ohne jeglichen Ereignisse, die sich jetzt im Gedächtnis hervorheben. Ich war vor dem Gig sehr gehyped und sogar nach dem Konzert noch ganz enthusiastisch. Jetzt aber, nach 2 Wochen und nüchtern betrachtet, muss ich sagen, dass Death Angel für mich persönlich mehr Flop als Top waren. (Setlist: Humanicide, Voracious Souls, Claws in So Deep, Aggressor, The Dream Calls for Blood, The Moth, Seemingly Endless Time, The Ultra-Violence / Thrown to the Wolves)

Exodus folgte in Kürze – die Band hat mit Death Angel das Schlagzeug geteilt, deswegen nahmen die Vorbereitungen sehr wenig Zeit in Anspruch. Die ganze Aufgabe war für Exodus sowohl leicht als auch schwer. Leicht, weil sie kaum schlimmer im Vergleich zu Death Angel auftreten konnten; und schwer, weil sie das tote Publikum vor und für Testament doch irgendwie warm machen mussten. Exodus mochte ich nie, wenn ich ehrlich bin. Das einzige Album der Band, das ich noch verdauen konnte, war die Debutscheibe und nur unter der Bedingung, dass man den Gesang von Baloff rauseditiert oder auf Null dreht. Ich war aber genau deswegen sehr gehyped, Exodus live zu sehen – jemanden live zu sehen ist für mich so was wie die letzte Möglichkeit, Interesse an einer Band zu wecken, wenn nichts anderes funktioniert. Also, ich hatte ganz genaue Erwartungen da und … oh man, hat Exodus sie übertroffen!!! Und wie!!!

Ein relativ langes Intro füllte die Halle und manche starteten sogar mitzusingen. Dann plötzlich stoppte alles, die Jungs von Exodus tauchten auf der Bühne auf und los rollte es als ob ein Verrückter geil auf Maschinensalven wurde! Leute, ich erwartete so was wirklich nicht! Das Gaspedal wurde voll bis zum Boden gedrückt: sowohl auf der Bühne als auch im Pit…. Ein Killer folgte den anderen, wie auch die Crowdsurfers über unseren Köpfen; das Pit wurde aktiver und bei Strike of the Beast gab es vor der Bühne sogar eine Wall of Death! Das nennt man ein Thrash Metal Gig! Exodus freuten sich auf den Auftritt sehr, was man auch klar merken konnte. Die Jungs präsentierten eine Sammlung von besten Hits und saugten alle Kräfte aus dem Publikum. Alles war tip-top – da kann ich mich wirklich nicht beklagen! Vielleicht nur der Gesang konnte minimal höher eingestellt sein, aber Souza lieferte starke Leistung beim Singen und hatte die Halle im Griff. Ein Message an alle, die diese Zeilen jetzt lesen: Exodus war BOMBE!!! Total Rager. All in all, muss ich folgendes Fazit geben: wenn man anstatt Testament eine kleinere Band auf die Tour mitnimmt, kann man Exodus locker als Headliner engagieren, sich zurücklehnen und genießen. Glaubt mir, alle werden mehr als zufrieden sein! (P.S. Gary Holt – welcome back on the ship!) (Setlist: Body Harvest, Blood In, Blood Out, Deliver Us to Evil, Fabulous Disaster, Deathamphetamine, Blacklist, Bonded by Blood, The Toxic Waltz, Strike of the Beast)

Die Vorbereitungen zum Auftritt von Testament dauerten etwas länger. Die Techniker bauten die Bühne etwas um und schminkten sie auf; ein anderes Schlagzeug wurde vorbereitet. Nachdem Exodus Truppe alle in der Halle ‚tötete‘, war die Aufgabe für Testament sehr leicht – einfach gut und professionell zu spielen. Bewegen konnte sich eh kaum jemand mehr. Und so war es am Ende. Die Jungs betraten die Bühne ganz ruhig und lieferten von Anfang an eine Best of Testament Show. Sehr professionell, nicht ganz statisch, aber auch ohne jegliche Anstrengung, mit perfekt eingestelltem Sound lieferten die Bay Area Thrashers einen Klassiker nach dem anderen. Das Publikum wurde – wie erwartet – wieder viel ruhiger. Vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass die gespielten Lieder echt lang waren. Echt lang! Ich mag Testament und mir ist es sogar peinlich jetzt so was zu erwähnen, aber ab und zu wünschte ich mir bei den Songs, dass sie gleich jetzt aufhören. Sie waren lang und wir waren todmüde. Und als Testament die letzten drei Lieder spielten, die deutlich kürzer waren als alles, was bis zu diesem Moment präsentiert wurde, wachte auch die Halle aus dem Lethargieschlaf auf. (Setlist: Eerie Inhabitants, The New Order, The Persecuted Won’t Forget, The Haunting, Greenhouse Effect, Dark Roots of Earth, Last Stand for Independence, Throne of Thorns, Brotherhood of the Snake, The Pale King, Fall of Sipledome, Night of the Witch, Into the Pit, Practice What You Preach, Over the Wall, Disciples of the Watch)


Herzlichen Dank an die Menschen, die es mir ermöglicht haben, den Gig zu besuchen. Das Konzert war wirklich einen Besuch wert! Wie gesagt, es ist nicht jedes Jahr, dass solche Truppen überhaupt mit den Touren nach Europa und besonders nach Wien kommen. Alle drei Bands spielten professionell und geil, der Sound wurde perfekt eingestellt und viele zeigten sogar Spaß am Spielen. Aber wie erwähnt, ich verstehe, dass man müde und erschöpft wird, wenn man zwei Monate lang im Bus durch Europa reist. Alles gut und immer wieder gern! Das Publikum war fast ein totaler Flop und eine riesige Enttäuschung; da werde ich aber auch nicht mehr überrascht – Wien ist anders. Bis zum nächsten Mal!


Links
Webseite Testament
Webseite Exodus
Webseite Deathangel

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