Neànder – Eremit – Album Review

Neànder – Eremit
Herkunft:
Berlin / Deutschland
Release:
09.10.2020

Label: Through Love Records
Dauer:
40:44
Genre:
Doom / Black Metal / Ambient / Instrumental / Progressive


Foto Credit: Basti Grim

Es sind erst eineinhalb Jahre vergangen seit Neànder ihr selbstbetiteltes Debüt 2019 releasten und schon steht ein weiterer Meilenstein in der Karriere des Musiker Konglomerat in den Startlöchern. Mit Eremit treffen wir auf einen weiteren Juwel, der keineswegs unbeachtet bleiben darf im weiten Himmel des Doom, Ambient und auch Postrock. So richtig einzuordnen weiß man den Stil der Band nicht, da sie so wunderbar die Highlights der Genre vereinen. 

Zu den Hardfacts sei zu sagen, dass sich die wundervolle Berliner Familie um den Eremit als jüngsten Spross gekümmert hat.  Die Drums wurden in Christoph Barthelts (Anmerkung der Redaktion: Christoph Barthelt alias Tiger der Band Kadavar) Studio aufgenommen. Jan Oberg, bekannt von Earth Ship produzierte und mixte. Das Mastering übernahm dann Magnus Lindberg von Cult of Luna in Stockholm. Magnus selbst beschreibt die Arbeit des Masterings an diesen kraftvollen Songs und dem dynamischen Album als helle Freude und empfiehlt Eremit aus vollem Herzen.

Ein Eremit aus der Berliner Familie

Was Neànder hier als Purpur Prelude bezeichnen, ist bei anderen Bands bereits ein eigener Song. Nicht unbedingt von der Spiellänge von knapp zweieinhalb Minuten, sondern was die transportierte Energie angeht. Der Hörer wird an die Hand genommen und in die Stille des Seins begleitet. Ein wunderbares, sich aufbauendes Intro, das Purpur die Bühne bereitet. 

Der erste Song, Purpur, kommt kraftvoll aus meinen Boxen. Die tief gestimmten Gitarren könnten den ungeübten Hörer in Irrwege leiten.Das Schlagzeug mächtig mit klingenden Becken. So muss Ambient! Düster und mächtig, beinahe cineastisch, möchte man unweigerlich mit dem Kopf in meditatives Nicken versinken.

Hand in Hand mit dem Solitär

Eremit, das ein Herzstück des Albums darstellt, wälzt sich in über sieben Minuten in die Gehörgänge. Man wird tatsächlich an die Hand genommen um mit dem Anachoret schweigend durch eine karge Landschaft zu gehen. Weit weg von sich selbst und doch so nah, spürt man die tiefen Gitarren am bebenden Solar Plexus. 

Der Folgesong Ora zeigt dann, wie dem Eremiten die Stunde des Doom schlägt. Die Atmosphäre, die den Hörer nun umgibt ist träge wie sich langsam den Vulkan nach unten wälzende Lavaströme. Doch die Lavaströme scheinen im Meer zu enden, wo sie auf lebendige Meereswellen stoßen, die die Atmosphäre schlagartig verändern und mitreißen. Ein Epos, der in wunderbarstem Postrock mündet.

Clivina, das sanfte und zart anmutende Zwischenspiel, das eine wunderbar vulnerable und lieblich reizende Stimmung erzeugt ist genau das Zwischenspiel, das Atlas als zwölf minütiger Closer benötigt, um das Album zu schließen. Dieser trägt das Gewicht der Welt auf seinen Schultern. Schwer, mit massivem Schlagzeug als Intro verfällt der Hörer automatisch in diesen so herbei gesehnten, zeitweiligen Zustand der Melancholie. Langsame Rhythmuswechsel dominieren den ersten Teil des Songs, der durchaus melodiös zu werten ist. Der Break innerhalb des Tracks und der Atmosphärenwechsel machen den Song sehr speziell. Wunderbar melodiös geht der Eremit seinen Weg; mit sich selbst im Reinen.


Fazit
Den geneigten Hörer erwarten mit Eremit 40 Minuten gebündelte Energie, die Emotionen wie Alleinsein als gewählte Lebensform perfekt transportieren. Hier wird der Hörer zu sich selbst geführt, ohne ihn in Einsamkeit stehen zu lassen. Ganz großes Kino voller Gefühl, Sensibilität und großartiger musikalischer Technik, die mir 9 / 10 wert sind. Danke Neànder !

Line Up
Michael Zolkiewicz – Gitarre
Patrick Zahn – Gitarre
Jan Korbach – Gitarre
Sebastian Grimberg – Schlagzeug

Tracklist
01.Purpur Prélude

02.Purpur
03.Eremit
04.Ora
05.Clivina
06.Atlas

Links
Facebook Neander


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