Kensington – Time – Album Review

Kensington – Time
Herkunft:
Niederlande
Release:
15.11.2019
Label:
Universal Music
Dauer:
42:32
Genre:
Alternative Rock


Für ihr mittlerweile fünftes Studioalbum haben sich Kensington in den vergangenen Monaten in die kanadische Einsamkeit zurückgezogen. Ob eine Blockhütte im hohen Norden genau das Richtige war und ob die vier Niederländer an ihren Erfolg vom letzten Album Control (2016) anschließen können, habe ich mir mal genauer angehört:

Als Opener macht Bats genau das, was so ein lang ersehntes Album braucht: Ein ungewohnter und dennoch vertrauter Sound. Ganz unbekannt ist der Titelsong jedenfalls nicht, wurde er doch bereits im Mai dieses Jahres veröffentlicht.
Mit What Lies Ahead folgt ein Song, der wirklich nach Entschlossenheit klingt. Hier blickt die Band in die Vergangenheit und auf das, was jetzt daraus entsteht– aus welchen Erfahrungen heraus konnte man wachsen? Ein typischer Kensington-Track der tatsächlich ein bisschen Sommerfeeling transportiert. Wenn das so geplant war, hat es bei mir jedenfalls gut funktioniert.

Insane war der erste Titel, den die Band in Frankreich für die neue Platte fertiggestellt hatte. Sänger Eloi Youssef schafft es hier mit seiner außergewöhnlichen Stimme die Handlung greifbar zu machen – Frustration über Unerreichbares. Ich mag diesen ruhigen und zugleich nachdrücklichen Puls des Songs sehr. Für mich einer der stärksten des Albums.
Nicht weniger intensiv geht es mit Uncharted weiter. Thematisiert und verarbeitet wird hier der Unfalltod des Bruders eines guten Freundes. Mit welchem Gefühl bleibt man zurück? Wie geht man damit um? Ein tiefgründiger Titel, der emotional ohne sentimental zu sein, in Erinnerung bleibt.

Part Of Me ist für mich ein kleiner Bruch mitten im Album. Das Arrangement klingt teilweise unruhig und der Druck im Sound mag nicht zum Thema passen. Dieser Song will mir einfach nicht richtig ins Ohr gehen und verschwindet für mich im Vergleich zu den anderen Tracks fast lautlos im Hintergrund.
Überrascht war ich hingegen von Chronos Pt.1 & 2. Eine Kombination aus Piano, Elois toller, eindringlicher Stimme und dem sanften Chor im Background macht diesen Titel auf dem Album zu etwas besonderem. Inhaltlich beschäftigt sich Chronos mit aktuellen und dringlichen Umweltthemen. Chronos Pt. 2 bietet als Instrumental zugleich Höhepunkt und passenden Schluss zum vorherigen Titel.

Island hat eine spannende Dynamik, die mich beim Hören nicht loslässt. Ich mag die Schnelligkeit und Kraft, zum Teil auch Schwere des Titels. Kennst du das Gefühl, dich in einer Beziehung zurückziehen zu müssen / wollen, um Konflikten zu entfliehen? Sehr treffend und vor allem musikalisch vielfältig umgesetzt – für mich ist es der stärkste Song des Albums.

Ten Times The Weight – ich fasse mich kurz- kraftvoll und viel Gefühl. Eloi Youssef schrieb diesen Titel als eine Hommage an Chris Cornell (Audioslave, Soundgarden) nach dessen Selbstmord. Er trifft mit zerbrechlichem Gesang ins Herz – man spürt die Hoffnungslosigkeit – das Endgültige. Ein nachdrücklicher Song. Danke dafür!

Im ersten Moment erinnert mich Perfect Family Day ein wenig an Creed – was an sich nichts Schlechtes ist. Der Song selbst wurde tatsächlich schon vor ungefähr acht Jahren geschrieben und hat es nach etlichen Live – Präsentationen auf diversen Bühnen verdienterweise auf dieses Album geschafft. Im Vergleich zum restlichen Album klingt es fast experimentell – toller Gesang, schicke Gitarren – was soll ich sagen –  ich mag es sehr!
No Me ist ein wirklich angemessener Abschlusstrack für ein so in sich stimmiges Album, wie Time. Die zuvor beschriebenen Songs erzählen von Situationen, in denen man festsitzt – No Me vermittelt hingegen den Hauch von Kraft, den es braucht, um aus diesen auszubrechen. Ein komplexer, vielfältiger Titel mit starkem Gesang.


Ich vergebe 9/10 Punkte für ein inhaltlich wie auch musikalisch absolut schlüssiges Gesamtwerk. Time beinhaltet für mich keinen typischen Ohrwurm, allerdings Persönlichkeit, echten Tiefgang und eine knappe ¾ Stunde gute Musik.  Mehr kanadische Einsamkeit, bitte! Empfehlenswert, diese Niederländer.

Line Up
Eloi Youssef – Gesang, Gitarre
Casper Starreveld –  Gitarre, Gesang
Jan Haker – Bass
Niles Vandenberg –  Schlagzeug

Tracklist
1 Bats
2 What Lies Ahead
3 Insane
4 Uncharted
5 Part Of Me
6 Chronos Pt. 1
7 Chronos Pt. 2
8 Island
9 Ten Times The Weight
10 Perfect Family Day
11 No Me

Links:
Kensington Webseite
Facebook

Gastautor: Maria

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