Katatonia – City Burials – Die Rückkehr des Königs – Album Review

Katatonia – City Burials
Herkunft:
Schweden
Release:
24.04.20
Label: Peaceville Records

Dauer:
48:33 / plus 2 Bonus Tracks
Genre:
Progressive Rock


Foto Credit: Ester Segarra

Als die Progrocker Katatonia um Mastermind Jonas Renkse ein neues Album ankündigten, war ich sofort Feuer und Flamme. Dass ich die Band und das neue Album automatisch dem Progrock zuordne ist gar nicht so selbstverständlich, wenn man sich die Geschichte der Band so ansieht. Diese umspannt mittlerweile etliche Genre und rund 30 Jahre geballte Erfahrung und welche Richtung ein neues Album einschlägt ist nicht per se vorherzusagen.

Doch ich möchte mich nicht zu lange mit den Hardfacts um die Band aufhalten. Ab ins Album: 
…In times of surrender, I am shedding my scars, I was sick, but I was set for the stars…” Mit diesen Lyrics wird der Opener Heart Set To Divide beschritten. Jonas’ Stimme wie ein zweischneidiges Schwert; sanft klingen die Worte und doch prophezeien sie düsteres. Und genau diese Düsterkeit schleicht sich nach lieblichem Intro durch den Song, der mit der Hook Fahrt aufnimmt und den mittlerweile so typischen Katatonia Sound wiederspiegelt. Schön progressive Keyboards plätschern mal sachte, mal fordernd. Ein Kampf zwischen Leben und Tod, dem das Herz da zu trotzen hat. Ein richtig starker Opener! 

Behind The Blood kommt sogleich mit starkem Tempo aus den Boxen und startet mit einem heftig starken Gitarren Solo durch. Nach einem perfekten Breakdown ist auch hier der Weg geebnet für den intensiven Gesang, der in perfekte Symbiose mit den Tempiwechsel geht. Was für ein Kracher! 
Die folgende Nummer Lacquer wurde schon vorab ausgekoppelt und ist HIER für euch zum Nachhören. Der dritte Song ist verglichen zu den ersten beiden plötzlich zurückhaltend, jedoch keineswegs nachlassend und genau so stark in der düsteren Wirkung.
Bei Rein reicht es keineswegs aus, den Track lediglich einmal zu hören. Komplex wechselt hier das Tempo und die Intonation des Liedes. Während ich mich gerade auf die wunderbare Klangwelle einlassen kann, wird mir meine gesamte Aufmerksamkeit auch schon durch den nächsten progressiven Tempowechsel und fordernde Lyrics abverlangt. Großes Kino! 

Der ungeübte Hörer, der gerade eben progressive Musik für sich entdeckt wird mit The Winter of Our Passing gut bedient sein. Stark akzentuierende Drums leiten gleichmäßig mit einem eingängigem Refrain und von Gitarre und Streichern begleitet durch knapp drei Minuten.
Mit Vanishers werden die Dark Rocker unter euch genau so zufrieden sein wie die Progrocker. Die weiblichen Gastvocals machen aus dem düster dunklen Song eine Hymne. Sogar Textpassagen wie “…hey, we’re dead now, affinity has been found below the ground, beyond the heart’s vow, the open road, amnesia bound…” werden dank der balladesken Stimmung versöhnlich verträumt aufgenommen. 

City Glaciers beschreitet neben dem Opener mit 05:30 die längste Song Spieldauer und gedanklich sinke ich in tiefe Sitze eines 1974er Mercedes S Klasse und lasse mich durch eine verkommene Stadt chauffieren, deren Straßen in schwarz/weiß an mir vorbeiziehen. Ähnlich melancholisch, doch wesentlich aggressiver dröhnt Flicker nun aus den Boxen und wir verlassen die geebneten Strassen der Stadt wieder um nichts der progressiven Elemente zu überhören. Die Keyboards bilden einen samtigen Untergrund für die erneut dunklen Lyrics.

Lachesis gibt mir zwei Minuten Zeit die Zehen vom vermeintlich weichen Samt zu ziehen, denn mit Neon Epitaph wird alles andere als gekuschelt. Hier bekommt der Hörer nun also die gesamte progressive Palette. Von im Intro stampfenden Drums, hintergründigen Keyboards, rifflastiger Gitarre und erneut eingehend hymnischer Hook darf ich euch meinen Lieblingssong des Album vorstellen. “…time for absolution, how the dead birds sing, they’re right atop my roof…” 
Ja, auch ihr erkennt die Schwere des Songs, nicht wahr?
Mit Untrodden geht die reguläre Spielzeit des Albums auch schon wieder zu Ende. Den Closer begeht man episch mit einer Rückschau auf das Leben. Langsam legt sich der König schlafen, legt sich zum Sterben. Es sei dir gesagt, dass ich dich dort treffen werde, irgendwann, mein König. 
Wer sich die physische Ausgabe zulegt, darf auf zwei weitere Songs hoffen, die ihn ebenso umhauen werden. 


Mein Fazit: 
Zugegebenermaßen ist es für mich als bekennender Katatonia Fan nicht gerade schwer, mich mit einem neuen Album zu überzeugen. City Burials, das weit früher als prophezeit das Licht der Welt erblickt, überrascht mich trotzdem! Wunderbare Harmonien spielen sich mit durchdachten Lyrics, großartigen Riffs und akzentuierten und progressiven Elementen in der Vordergrund der Spielbühne des Albums ohne dabei einen neblig düsteren Mantel abzulegen. Für mich eine glatte 10/10 und der inständige Wunsch, Jonas Renkse und seine Mannen bald live erleben zu dürfen. 
9,5
Line Up
Jonas Renkse – Gesang
Anders Nyström – Gitarre
Roger Öjersson – Gitarre
Niklas Sandin – Bass
Daniel Moilanen – Drums

Tracklist
1. Heart Set To Divide
2. Behind The Blood
3. Lacquer
4. Rein
5. The Winter Of Our Passing
6. Vanishers
7. City Glaciers
8. Flicker
9. Lachesis
10. Neon Epitaph
11. Untrodden
Bonus Tracks
12. Closing Of The Sky
13. Fighters

Links:
Facebook Katatonia
Webseite Katatonia

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