Is Love Alive? – Second To None – Album Review

Is Love Alive? – Second To None
Herkunft:
Kamen / Bergkamen / Deutschland
Release:
18.09.2020
Label: Eigenproduktion
Dauer:
50:15
Genre:
Doom / Doom Metal


Is Love Alive? Band
Foto Credit: Oliver Lückmann

Nur ein Jahr nach dem sehr guten Final Journey melden sich Is Love Alive? aus Kamen/Bergkamen mit ihrer neuen Platte Second To None eindrucksvoll zurück. Das Album wurde wie auch schon der Vorgänger aufgenommen und abgemischt von Denny Gabriel im Werner Wiese Studio in Werne, und gemastert von niemand geringerem als Mike Wells aus Los Angeles, USA. Die Band gibt es nicht erst seit gestern, sie hatten auch schon einige Besetzungswechsel hinter sich. Zum Line Up von Final Journey hat die Band nun mit Felix Kramer auch Verstärkung an der Gitarrenfront erhalten.

Variantenreich dargebotene Doom-Vielfalt

Nach einem ein minütigen Kirchenorgel-Intro legt die neue Is Love Alive? Scheibe direkt mit knackigem Riffing ordentlich los, und zwar mit dem flotten Opener Follow The Smoke. Zudem ist der Refrain wirklich ergreifend, auch gerade wegen der Gesangsdarbietung von Sängerin Anne Brandenburg. Abwechslungsreich gehalten punktet dieser Song mit spannenden Rhythmuspassagen und Orgelklängen im Mittelteil sowie tollen Soli. Interessant ist, dass es sich hierbei um eine Neueinspielung eines Demosongs von 2011 handelt. Ein super Opener, das Ganze geht also direkt vielversprechend los!

Quasi nahtlos geht es direkt weiter mit Social Jetlag, auch einem Song von einem früheren Demo und dem ersten großen Highlight der Platte. Wie glühende Lava schleppen sich schwere Doom-Riffs durch die Gehörgänge, außerdem passt der beschwörende, teils mehrstimmige Gesang perfekt zur düsteren Stimmung des Songs. Ein Gänsehaut-Stück, das einen wirklich ins Herz und in die Seele trifft und nicht mehr loslässt. Es erinnert mich stellenweise etwas an die großartige Jex Thoth, nur dass der Sound noch mehr Heavyness und Schwere hat. Im Mittelteil löst sich der Lavastrom in eine kurze Eruption treibender Bass- und Gitarrenlinien auf, nur um darauf mit wunderschön entrückten Akustikgitarren in den finalen Refrain überzugehen.

Donnernde Drums, elegische Soli, gefühlvolle Vocals

Sanfte Pianoklänge und gefühlvoller Gesang machen die kurze Ballade Untouchable zu einem spannenden Kontrast zur doomigen Schwere des vorigen Songs. Kurz, aber intensiv. Cooptation startet mit einer erstklassigen Combo aus Bass, Drums und Rhythmus-Gitarre. Die Vocals sind extrem eingängig, ein Song mit Hitpotential, der mit Sicherheit auch live auf der Bühne mitreißen wird. Die exquisiten und schwelgerischen Soli und Twin-Guitar-Parts im von donnernden Drums und Basslinien dominierten Mittelteil sind einfach ein Genuss, und der Song endet in einem Geschwindigkeitsrausch.

Ein Doomrocker folgt, nämlich der Song Narcissistic Illusion. Die Gitarren erzeugen eine Sogwirkung, welche jeden Headbanger in eine Trance verfallen lassen kann. Im Mittelteil überrascht die Band dann mit einem fast schon lupenreinen Speed-Metal-Part! Wegen der doppelläufigen Gitarren musste ich direkt an die Debütscheibe von Helloween denken, nämlich Walls Of Jericho, was jetzt unpassender klingen mag als es tatsächlich ist. Danach geht es aber wieder in doomigeren Gefilden weiter, mit orientalischen Skalen sowie einem ausgedehnt abgefahrenem Solo.

Autumn’s Rise ist ein dunkel-akustisches Zwischenspiel, sehr folkig und mit dramatischem Drumming unterlegt.

And don’t forget your Sabbath

Black Sabbath lassen grüßen bei Third Eye, das auch schon 2010 bereits in anderer Besetzung als Demo veröffentlicht wurde, druckvoll dröhnen Riffs, Bass und Trommeln – eine Soundwand!
Für Abwechslung wird auch hier mit einem filigranen akustischen Mittelpart mit fantastisch-emotionalen Vocals gesorgt, und die Qualität der Gitarrensoli ist wieder einmal besonders hervorzuheben.

Der finale Song des Albums ist auch gleich der längste: Narcotic Sleep beginnt mit sphärischen Keyboard-Klängen, die eine spacige und außerweltliche Atmosphäre erschaffen. Mit ganz viel Hall unterlegt eröffnen dann die Gitarren eine zunächst rein instrumentale Reise durch den inneren Kosmos. In der Strophe setzt dann der Gesang ein, zusätzlich steigert sich die Geschwindigkeit, und der Refrain ist wieder ein gesanglicher Höhepunkt. Danach lassen Is Love Alive? auch noch eine Flöte erklingen, die sich wirklich sehr gut ins Gesamtbild dieses Songs einfügt.
Ein wirklich starker Abschluss eines großartigen Albums.


Fazit
Is Love Alive? haben mit ihrer neuen Platte einen Meilenstein in ihrer langjährigen Geschichte veröffentlicht; dieses Album wird definitiv auf meiner Jahres-Top-Ten zu finden sein. Ein echter Genuß für alle Doom-Fans, die es nicht nur eintönig schleppend und dröhnend, sondern auch mal erfrischend abwechslungs- und kontrastreich mögen. Die warme analoge Produktion passt perfekt zum Sound der Band, tiefsinnige Lyrics ergänzen die Musik um eine weitere Ebene. Alle Musiker agieren auf Top-Niveau und kredenzen uns ein Festmahl des Doom Metals, geziert von hervorragenden Gesangsparts. Absolute Kaufempfehlung! Statt der Höchstnote vergebe ich 9,5 / 10, weil ich denke, dass wenn die Band auf diesem Niveau und in dieser Besetzung weitermacht, noch eine weitere Steigerung möglich ist!
9,5
Line Up
Anne Brandenburg – Gesang
Felix Kramer – Lead-Gitarre / Piano
Tom Pieper – Gitarre
Sash Sievers – Bass
Falko Bröggelwirth – Schlagzeug
Gastmusiker
Thomas Wyborny – Keyboards
Klaus Tenner – Flöte

Tracklist
01. Principium
02. Follow The Smoke
03. Social Jetlag
04. Untouchable
05. Cooptation
06. Nacissistic Illusion
07. Autumn’s Rise
08. Third Eye
09. Narcotic Sleep

Links
Facebook Is Love Alive?
Bandcamp Is Love Alive?


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