Extinction In Progress – Shades Of Pale – Album Review

Extinction In Progress – Shades Of Pale
Herkunft:
Finnland
Release:
21.04.2021
Label: Inverse Records
Dauer:
43:55
Genre:
Technical Melodic Death Metal / Metalcore


Extinction in Progress-Band
Foto Credit: Hannu Perälä

Die finnische Band Extinction In Progress bezeichnet ihren Stil selbst als “Alternative Death Metal”. Was wie eine weitere, kleine Schublade im weiten Metal-Universum klingt, ist letztlich ein Mix aus Aggression, durchdachten Arrangements, technischem Können und einer Prise Humor.

Auf ihrem Debütalbum Shades Of Pale verarbeitet die Band, im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen, keine existenziellen Fragen oder individuelle Schicksalsschläge zu Musik. Stattdessen sind die Texte hauptsächlich von Filmen, Videospielen und Comics inspiriert. Das tut der Intensität des Sounds aber keinen Abbruch.

Moshpit trifft auf Ambient-Klänge

Die Entscheidung, direkt an den Beginn des Albums zwei zusammengehörende Songs zu setzen, ist mutig. Der Hörer wird somit direkt in den Klangkosmos von Extinction In Progress hinein katapultiert, der vor allem von durchdachtem Songwriting mit etlichen Spannungsbögen sowie nach vorne preschenden Stakkato-Passagen durchzogen ist.

Easy Listening ist das nicht, aber interessant allemal – und vor allem Live-tauglich. Cold, Part 2: Mårran ist beispielsweise eine Symbiose aus Moshpit-tauglichen Riffs, ruhigen Ambient-Intermezzos und ausladenden Passagen mit einer Spur Epicness. Das Video dazu findest du HIER.

Hochzeiten und falsche Götter

The Wedding dürfte allen Freunden des melodischen Death Metal der frühen 2000er Jahre viel Freude bereiten, wenngleich die Nummer spielerisch zwischen Core-angehauchtem Vollgas und schweren Klangteppichen im Stile von Hypocrisy wechselt. Das Schöne an diesem Sound ist, dass trotz dem technischen Können der Musiker und den entsprechenden Song-Strukturen keine Sekunde lang das Gefühl aufkommt, dass Extinction In Progress verkopft agieren würden. Selbst beim Smooth Jazz-Part in The Loudest Silence ist das nicht der Fall.

Das vorab veröffentlichte Feasting Upon A False God schlägt in dieselbe Kerbe, legt das Augenmerk dabei aber stärker auf einprägsame Gitarrenriffs und das Wechselspiel zwischen Geprügel und angezogener Handbremse. Den Beweis gibt’s HIER.

Schwermetallischer Spagat

Die knappe Dreiviertelstunde Spielzeit zieht blitzschnell an einem vorbei, wenngleich gute zehn Minuten davon alleine für den letzten Song Motherland reserviert sind. Hier präsentiert sich die Band von ihrer langsameren sowie atmosphärischen Seite und bietet somit einen versöhnlichen Abschluss für all die Eindrücke, die sie vorher auf ihre Hörer einstürzen ließ.

Insgesamt ist Shades Of Pale somit ein Album, das für jeden etwas zu bieten hat. Wer gerne mit geschlossenen Augen vor seiner Anlage sitzt, um jede Sekunde Musik in sich einzusaugen, wird genau so fündig wie jemand, der einfach unterhaltsame Untermalung fürs Autofahren sucht. Und dieser Spagat zwischen den Ansprüchen ist wirklich nicht leicht, die Finnen aber meistern ihn mit Bravour.


Fazit
Extinction In Progress sind eine dieser Bands, von denen man erst nach dem Anhören weiß, dass sie bisher gefehlt hat. Shades Of Pale ist eine lohnende Anschaffung für alle Fans von technisch versiertem und melodisch geprägtem Metal, denn trotz ihrer Vielschichtigkeit wirken sämtliche Songs kompakt und wie aus einem Guss. 8 / 10 für dieses gelungene Debüt, das Lust auf mehr macht.


Line Up
Juho Ahlgren – Gesang
Joni Kinnari – Gitarre
Samuli Kaakinen – Gitarre
Atte Kuvaja – Bass
Antti Nurmikoski – Schlagzeug

Tracklist
01. Cold, Part 1: The Queen
02. Cold, Part 2: Mårran
03. The Wedding
04. The Loudest Silence
05. Ashes
06. Limbo
07. Feasting Upon A False God
08. Devouring Of Human Flesh
09. Motherland

Links
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Bandcamp Extinction In Progress


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