Blackjack Symphony – Experime’ – Album Review

Blackjack Symphony – Experime’
Herkunft:
Ohio / USA
Release:
15.03.2021
Label:
Eigenveröffentlichung
Dauer:
48:37
Genre:
Hard Rock / US Metal


Das blinde Herausfischen eines Albums aus dem schier unerschöpflichen Strom an neuen Veröffentlichungen ist doch immer wieder eine spannende Angelegenheit. Das Infosheet von Blackjack Symphony beinhaltete eigentlich auch keine reißerischen Versprechungen oder imposantes Namedropping , das um Aufmerksamkeit heischt. Trotzdem nahm ich mir das zweite Album der Brüder Keevers vor, denn in der Liste ihrer musikalischen Einflüsse findet sich ein Sammelsurium an Bands, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Da steht ein James Brown zusammen mit The Who, Rainbow und AC/DC neben Judas Priest und Iron Maiden – Mötley Crüe und Ratt neben Avenged Sevenfold und Primus als Inspiration für ihren musikalischen Stil. Ihren eigenen Sound beschreibt das Duo dagegen unspektakulär als Hard Rock. Im WWW finden sich außerdem so gut wie keine weiteren Informationen zur Band. Die erste Hörprobe warf dann auch gleich noch mehr Fragen auf, so dass eine schnelle Einschätzung von Experime’ nicht möglich war, denn was ich zu hören bekam, lag fern meiner Erwartungen. Doch lest selbst:

Hier gibt es mehr als das Versprochene 

Die Leadgitarre im Opener Kamikaze wird zunächst noch von einer dröhnenden Hammond Orgel übertönt, bevor der hohe, an frühe Queensryche erinnernde Gesang einsetzt, die Powercords sich allmählich durchsetzen und der Song dadurch einen überraschenden US-Metal-Anstrich bekommt. Das vermittelt auch der rohe, vielleicht etwas unterproduzierte Sound, der nicht mit den aktuellen Hochglanzproduktionen zu vergleichen ist, sondern den typischen US-Metal-Vibe der 1990er Jahre ausstrahlt. Songs wie Addiction und das großartige Anybody punkten mit einem satten Groove und leicht psychotischen Zügen im Gesang von Matt Keevers. Hier fallen mir sofort Bands wie Siren oder Lizzy Borden als Referenz ein.

Die angepriesenen Hardrock Einflüsse kommen aber dann doch noch bei dem balladesken Don’t Tell Me und dem eingängigen Criminal zum Tragen. Die Gesangsharmonien der beiden Songs gehen gut ins Ohr, ohne auch nur ansatzweise cheesy zu sein. Absolut verzichtbar sind in meinen Ohren allerdings die nervenden Violinen- und quäkenden Keyboardeinsätze bei Hangman, die den ansonsten coolen Flow des Songs völlig zerstören und leider auch bei Six Gun Chalet einiges vom guten Ansatz des Tracks kaputt machen.

Der vielleicht beste Song des Jahres!

Doch bevor die Scheibe im Mittelmaß zu versinken droht, legen Matt und Lenny Keevers mit dem Titeltrack Experime’ einen echten Kracher nach. Eine lupenreine US-Metal-Nummer, die selbst auf der letztjährigen sensationellen Comebackscheibe von Hitman ein Highlight gewesen wäre. Leider gibt es bisher keinen Link, um euch diesen Song als Anspieltipp vorzustellen, denn der Track ist ein verdammter Hit und der beste Song, der mir bisher in diesem Jahr unter die Finger gekommen ist! Mehr Leidenschaft und Dramatik kann man nicht in den Gesang und die gefühlvollen Gitarrenharmonien packen.

Auch Yeti schippert wieder in metallischeren Gewässern und groovt im Midtempo und mit sägenden Gitarren  auf sehr gutem Niveau. Den Schlusspunkt setzt eine weitere waschechte US-Metal-Hymne. High pitched Screams, aggressives Shouting und jede Menge feiner Leadgitarren zeichnen Napoleon aus. Der Track klingt ebenfalls mehr nach Jag Panzer als nach Deep Purple. Wenn man sich an den rohen Sound erst einmal gewöhnt hat, unterstreicht er sogar diesen Eindruck und stellt kein allzu großes Manko mehr dar.


Fazit
Hinter Blackjack Symphony verbirgt sich ein ungeschliffener Diamant, der dank der Mehrheit seiner metallischen Songs ein paar echte Überraschungen bereithält. Freunde von melodischem US-Metal sollten sich von Experime’ unbedingt angesprochen fühlen. Von mir gibt es starke 8,5 / 10 für diese Wundertüte.

Line Up
Matt Keevers – Gesang, Gitarre, Keyboard
Lonny Keevers – Bass

Gäste
Matias Urzua – Schlagzeug
Stuart Keevers – Solo Gitarre Six Gun Charlet
B. Henn Keevers – Violine  Hangman
Shanon Rivera – Akustik Gitarre Napoleon

Tracklist
01. Kamikaze
02. Addiction
03. Don’t Tell Me
04. Anybody
05. Criminal
06. Hangman
07. Six Gun Chalet
08. Experime’
09. Yeti
10. Napoleon

Links
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