TAV – I – Album Review

TAV – I
Herkunft:
München / Deutschland
Release:
30.06.20
Label:
Ván Records
Dauer:
54:12
Genre:
Atmosphärischer Rock / Postrock / Synth Wave / Ambient Rock 


Wenn eine Band via Van Records ein Debüt releast, kann der gepflegte Fan hochwertiger Musik prinzipiell nicht viel falsch machen, wenn er sich die Scheibe auch ungehört in den Warenkorb legt. Die Leute dort haben ein ganz tolles Gespür für talentierte Musiker und Output, der durch die Decken gehen wird.
Mit TAV wird mir eine vierköpfige Formation aus München vorgestellt, gegründet 2017. Keine Namen, keine Gesichter. Hier wirkt nur die Musik, von der mir versprochen wird, sie würde Grenzen sprengen. Die Band würde verschiedene Stile zusammenbringen und das auch noch harmonisch und dass die Band die Gabe besitze, mit minimalistischen Bausteinen koventionelle Songstrukturen verschwimmen zu lassen. 
Wer so hoch gelobt angekündigt wird, muss liefern. Und das machen die Jungs, nun ja, mutmasslich Jungs, von TAV.

Den Beginn des sechs Track Albums macht Boundless Gaol. Der Song startet zögerlich leise und offenbart tatsächlich während seines rund zehn minütigen Verlaufs ein grenzenloses Gefängnis. Ich liebe diese Ambivalenz des Titel und des Songs. Alleine dieser erste Song offenbart mehrere Genren und strotzt vor Cleanless ohne heftige Riffs zu vergessen. Der Songaufbau folgt dem Postrock, die Vocals kündigen Selbstzerstörung an, die Drums bleiben glatt und en point. Ich bin gespannt, was noch kommt. 

Umbilical Cord beginnt epischer als der Opener, genau so präsent und der Klangteppich des Postrock legt sich progressiv auf meine Ohren. Der Gesang ist hypnotisch und die melodiereichen Sequenzen werden wiederholt von hallreichem Gesang unterlegt. Alleine das Finale des Songs könnte Vorlage für einige Postrocker werden, wie man es macht.

Spätestens bei A Beggar’s Dream Of Death wandert meine Punktevergabe nahe zur 10/10. Der Song ist zwar mit sieben Minuten der kürzeste des Albums, deswegen jedoch kaum weniger aufregend. Er ist minimalistisch gehalten und wirkt im Vergleich zum folgenden Silken Slumber, der regelrecht explodiert, ziemlich fragil. Wunderbar geradlinige Melodien bahnen sich den Weg vorbei an aussagekräftigen Drums und schwelendem Bass. 

Die Zerstörung, die dieser vierte Song, Silken Slumber, signalisiert, sitzt. Während die erste Hälfte wunderbar progressive Anleihen zeigt, endet er in einer Explosion. Es sind wuchtige Blasts, die die zweite Hälfte dominieren und auch die Post Black Elemente stehen der Band und dem Album. 

Mit Snow Upon Your Graves wird zwar die Welt nicht neu erfunden, jedoch zeigt die Band auch hier wieder, dass sie sich in kein einzelnes Genre pressen lassen. Dieser Song ist es auch, den ich euch als Anspieltipp HIER lassen möchte. Der monotone Gesang macht den Hörer einerseits neugierig darauf, was der Sänger noch so zu präsentieren hätte an stimmlicher Range und doch möchte man nicht aus dieser Monotonie hinaus, da sie einem eine wohlig warme, wenn auch cleane Heimat bietet, auf die man sich während des gesamten Albums verlassen kann. 

Der Track Cinder bietet dem Hörer acht Minuten lang großes Kino und bildet den perfekten Closer. Zart ebnet er den Weg zum vermeintlichen Ende, nicht jedoch ohne auch hier Überraschungen eingebaut zu haben. Vielseitig hallt der Synth Wave aus den Lautsprechern und ich bleibe vollends begeistert zurück.


Fazit
Sechs Songs, die ich dank Anleihen aus Post Black Metal, Progressive Rock, Synth Wave und auch Ambient Rock nicht per se dem Postrock zuordnen würde, die mich vom ersten Riffing an in ihren Bann zogen. Ich hoffe lediglich, dass die Band sich in Zukunft etwas transparenter zeigt und mehr von sich und ihrem Können Preis gibt und nicht eine derer ist, die Underground so leben, als dass sie nie mehr wieder gefunden werden im Dschungel der talentierten Bands. Die Jungs bekommen von mir, obwohl nicht die Welt neu erfunden wird, eine 8,5 / 10 und ihr eine klare Kaufempfehlung.

Line Up
unbekannt

Tracklist
01. Boundless Gaol
02. Umbilical Cord
03. A Beggar’s Dream Of Death
04. Silken Slumber
05. Snow Upon Our Graves
06. Cinder

Links
Facebook TAV
Facebook Van Records

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