R.U.S.T.X – Center of the Universe – Album Review

R.U.S.T.X – Center of the Universe
Herkunft: Zypern
Release: 15.11.2019
Label: Pitch Black Records
Dauer: 51:50
Genre: Heavy Metal


Es ist das neue Jahr und die Musikindustrie, Bands und Kontakte in sozialen Netzwerken fluten uns mit musikalischen Vorschlägen. Die persönlichen musikalischen Top “Sonst Etwas” von 2019 sind eben erst verdaut. Doch die schönsten Gelegenheiten für eine Review sind manchmal die, die man zufällig entdeckt; die files öffnet und merkt, dass hier mit Freude und Emotionen an vielen kleinen Gaben gearbeitet wurde.
So im Falle von R.U.S.T.X, die mit Center of the Universe eine Fülle von musikalischen Ideen, basierend auf gutem, alten, traditionellen Heavy Metal auspacken.

R.U.S.T.X starten mit einem Gitarrenriff, das auch AC/DC würdig gewesen wäre. Im Midtempo nähert man sich dem Feeling von Judas Priest und lässt uns im Refrain den Grund wissen, warum hier Musik gemacht wird: Defendre Le Rock! Dieser perfekte Opener weckt den Wunsch auf mehr und den Nachschlag gibt es!
Das Tempo zieht an und die Gitarren galoppieren zu Running Man. Spätestens hier musste ich doch mal in die Besetzungsliste schauen, wie viele Leute hier eigentlich singen und mir klappt die Kinnlade herunter. Nach kurzem Lesen ist klar, dass hier eine Metalfamilie am gemeinsamen Musizieren ist. Drei Brüder und ihre Schwester aus einem kleinen Ort bei Nikosia auf Zypern sind gemeinschaftlich in den Traditionen des Heavy Metal gefangen.
Eine drückend raue Stimme beginnt von schwarzen Herzen zu singen und wenn der Refrain Black Heart ertönt, dann könnte hier auch Iron Maidens Wrathchild Pate gestanden haben.
Permanente Abwechslung ist bei R.U.S.T.X angesagt, denn bei I Stand To Live wird es rockig, die Schwester übernimmt die Vocals und darf bei Endless Skies im AOR-Style ein Duett mit einem ihrer Brüder hinlegen. Für mich passt es hier nicht ganz perfekt, denn der Song ist mir durch den zahmen, weichen männlichen Gesangspart zu cremig geraten. Erst am Ende werde ich mit einem kräftigen Gitarrensolo wieder versöhnt.

Was folgt ist das Highlight des Albums. Das hervorragende Center Of The Universe beginnt mit Meeresrauschen und schickt uns so auf eine epische Fahrt. All ihr Können haben sie hier reingelegt: große, epische musikalische Gefühle wecken Assoziationen zu Marillion oder Meat Loaf bei mir.
Mehrschichtige Gesangsstimmen steigern sich mit den Instrumenten zu einem bombastischen Spektakel, um uns nach sechs Minuten beim Klang einer einzelnen Gitarre erstarren zu lassen.
War es das schon? Nein, es bricht ein musikalischer Sturm aus. Die Streicher verdichten den Sound, die Stimme schwimmt auf den musikalischen Wellen oben auf und das Gitarrensolo zupft an meiner Seele.
Schwer hat es danach Katerina bei Widow’s Cry gegen die Gitarrenfront und den emotionalen Nachhall von Center Of The Universe in mir anzusingen.
Getröstet werde ich von Wake Up mit klasse Stimmfarbe, wunderschön maidenartigen Gitarrensolos und einem ausklingendem Klavier.
Wer Musik streamt, der verpasst etwas, denn nur auf der physischen CD gibt es die Bonustracks.
Der erste ist Dirty Roads, der wieder durch wechselnden Gesang besticht, mit schönen Keyboardsounds wie Deep Purple in den 1980ern aufwartet und uns mit mehreren sauberen Gitarrensolos belohnt.
Die Vielschichtigkeit des Albums wird auch im letzten Track Band On The Run, einer würdigen Coverversion von Paul McCartneys Wings, weitergeführt.
Eine Erinnerung und Tribut an ihre Kindheit, weil es das Lieblingslied ihres Vaters war. Da wissen wir, woher ihre musikalischen Gene kommen.
Ihr habt alles richtig gemacht – euer Vater wäre stolz auf euch!


Mein Fazit:
Einen Exotenbonus für die Familienband aus Zypern ist nicht nötig, denn das durchweg positive Feeling und die musikalische Vielfalt sprechen für sich.
Einzig Abstriche gibt es für die zu pluralistische Verteilung des Gesangs und eine gewisse Statik im Songaufbau, da man nach 2/3 des Songs das Gitarrensolo erwarten kann.
Viele unterschiedliche Ideen und die unübersehbaren Verweise auf große Namen aus den 1980ern sind kein Hindernis, sondern eine echte Bereicherung.
Wer hochwertigen, traditionellen Heavy Metal liebt, der muss dieses Geschenk annehmen, denn es geht hier um nichts geringeres als um Defendre Le Rock – die Verteidigung des Rocks!
Metallisch fette 8/10!

Tracklist:
01. Defendre Le Rock
02. Running Man
03. Black Heart
04. I Stand To Live
05. Endless Skies
06. Center Of The Universe
07. Widow’s Cry
08. Wake Up
CD Bonus: 
09. Dirty Road
10. Band On The Run

Line-Up:
Peter Pan Xanthou –  Gitarre und Gesang
George Xanthou – Bass und Gesang
John Xanthou – Drums und Gesang
Katerina Xanthou – Keyboards und Gesang

Links:
Webseite R.U.S.T.X.
Facebook R.U.S.T.X
Bandcamp R.U.S.T.X

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