Nightwish – Human :||: Nature – rechtzeitig als Ostergeschenk – Album Review

Nightwish – Human :||: Nature
Herkunft:
Finnland
Release:
10.04.20
Label:
Nuclearblast
Dauer:
01:20
Genre:
Symphonic Metal


Foto Credit: Pressefoto, Webseite Nightwish

Nun ist es da: das von Fans seit fünf Jahren ersehnte 9. Studioalbum der finnischen Symphonic-Metaller Nightwish ist als kleines Ostergeschenk erschienen. Human :||: Nature heißt es und ist ein episches Doppelalbum aus 17 Titeln und mit einer Laufzeit von fast eineinhalb Stunden. Doppelalbum kann man allerdings bei diesem Album wortwörtlich nehmen, doch dazu später mehr. Nightwish habe ich persönlich zuletzt in meiner Gothic-Phase vor langer Zeit gehört – damals noch mit Tarja Turunen als Frontfrau. Also schon etwas länger her, singt doch Floor Jansen bereits seit 2012 für die Finnen. Umso mehr kann ich jedoch aus fast neutraler Sicht einen Blick auf die neuste Scheibe werfen. Und soweit vorweg: damals wie heute besitzt Nightwish seinen unverwechselbaren hochqualitativen Stil.

Human :||: Nature beginnt mit einem Querschnitt der Musikgeschichte, angefangen von ersten rhythmischen Klängen der Steinzeit bis hin zum elektronischen Rock der Gegenwart. Music setzt in seinen 7 Minuten Laufzeit den Grundstein für den roten Faden des Albums. Es geht um die Dualität zwischen Mensch und Natur, die eigentlich keine sein sollte. Gleichwohl das Album nicht als Konzeptalbum verstanden werden soll, ist das Thema auch in den folgenden Titeln klar im Vordergrund. So baut der Song weiter mit der Verbindung aus tiefen Riffs und Synths eine epische Atmosphäre auf, die man von Nightwish gewohnt ist. Wirklich in den Bann zieht mich allerdings Jansens grandiose Stimme, deren Vielfältigkeit sie auch im folgenden Noise, das ihr HIER anspielen könnt, glanzvoll zum Ausdruck bringt. Noise ist ein kraftvoll melodischer Song, der selbstironisch die Abhängigkeit der Menschheit vom digitalen Leben thematisiert. Unterstützt wird die Aussage auch von dazu erschienen Video. Ein schneller Song mit echtem Ohrwurmcharakter und bereits das erste Highlight des Albums.

Das dem Geologen Eugene Shoemaker gewidmetem Lied Shoemaker knüpft an dem Klang der vorangegangenen Titel sehr gut an, wenn auch der Takt deutlich langsamer schlägt. Es wird verfeinert durch ein gesangliches Duo von Jansen und Bandkollegen Troy Donockley und mündet in einen opernhaften Gesangspart, der zugleich erdet und melancholisch stimmt. Danach wird es in Harvest für meinen Geschmack ein wenig zu folkig, wobei auch dieser, an irische Naturstriche erinnernde Song das Grundthema unterstreicht. Troy Donockley hat hier seinen ganz eigenen Solomoment und übernimmt die Main-Vocals. Gut gesungen und auch klanglich sehr stimmig, steht der Song im Vergleich zum Rest jedoch etwas alleine da.

Mit Pan wird es wieder etwas gewohnt epischer. Der Song erscheint im üblichen Nightwish-Gewand, zeigt sich jedoch etwas verspielt und verträumt, was jedoch äußerst positiv gemeint ist. Und auch hier ist besonders Jansens Gesang besonders zu unterstreichen. Generell fokussiert Human :||: Nature die gesanglichen Stärken von Nightwish. Das beweist die darauf folgende kraftvolle Ballade How’s the Heart in der Floor Jansen besonders zur Geltung kommt und ich nur immer wieder diese Kraft in ihrer Stimme bewundern kann. In Procession geht es noch etwas ruhiger weiter, doch die deutlichen elektrischen Klänge, die ein wenig an Cyberpunk erinnern, unterstützen erneut die Differenz zwischen Mensch und Natur.

Noch einmal richtig wütend geht es in Tribal zu. Anfänglich noch an die Trommeleien von Urvölkern erinnernd wird der Song immer kraftvoller und zum Ende knallt Jansen gepaart mit aggressiven Riffs ihre Lyrics entgegen, dass ich fast ein wenig an Slipknot denken musste. Ungewohnt, aber äußerst erfrischend, bevor es wieder episch mit dem von Marko Hietala gesungenen Endlessness zum Abschluss der ersten Hälfte des Albums kommt. Dieser letzte Song erinnert mehr an einen Soundtrack und das vermutlich nicht ganz ungewollt.

Die zweite Hälfte des Doppelalbums ist eine rein orchestrale Aufführung, die sich unter dem Titel All The Works Of Nature Which Adorn The World in jedem Titel einem Thema aus der Natur widmet. Und hier haben Nightwish keine Kosten und Mühen gescheut, spielt doch eigens für sie das London Session Orchestra, das neben Hans Zimmers Hollywood Orchester zu den besten der Welt gehört. Klanglich erinnert diese Hälfte mehr an den Soundtrack der Dokumentation Unsere Erde als an Nightwish, passt aber ausgesprochen gut zum Gesamtbild des Albums. Es regt zum Denken an, was der Mensch mit dem Planeten macht und ruft, gleichwohl ungewollt, Bilder hervor, wie sich die Natur erholt, seit der Mensch nun eine Pause macht. Es ist ein unglaublich schönes Instrumental-Stück, auf das ich jedoch nicht weiter eingehen will, da das eigentliche Album mit Endlessness bereits endete.


Fazit:
Human :||: Nature ist ein gewaltiges Werk. Es ist melodisch, facettenreich und kreativ. Besonders aber ist es gesanglich eine großartige Vorstellung. Gleichzeitig ist es allerdings umfangreich und detailverliebt, sodass ein Durchlauf kaum ausreicht, das ganze Spektrum des Albums zu erfassen. Lässt man den orchestralen Part mal außen vor, was das Album auf eine erträgliche Länge von unter eine Stunde kürzt, hat man ein kraftvolles Nightwish Album mit vielen starken Songs. Ich sage bereits nach meinem ersten Durchlauf sehr gute Arbeit und geben im Gesamten 9/10.

Line Up:

Tuomas Holopainen – Keyboards
Floor Jansen – Gesang
Marko Hietala – Gitarre, Gesang
Emppu Vuorinen – Gitarre
Troy Donockley – Flöten, Gesang
Kai Hahto |- Schlagzeug

Tracklist:
CD 1:
1. Music 
2. Noise 
3. Shoemaker 
4. Harvest 
5. Pan 
6. How’s The Heart? 
7. Procession 
8. Tribal 
9. Endlessness
CD 2:
All The Works Of Nature Which Adorn The World – Vista
All The Works Of Nature Which Adorn The World – The Blue
All The Works Of Nature Which Adorn The World – The Green
All The Works Of Nature Which Adorn The World – Moors
All The Works Of Nature Which Adorn The World – Aurorae
All The Works Of Nature Which Adorn The World – Quiet As The Snow
All The Works Of Nature Which Adorn The World – Anthropocene
(incl. “Hurrian Hymn To Nikkal”)
All The Works Of Nature Which Adorn The World – Ad Astra

Links:
Webseite Nightwish
Facebook Nightwish

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