Lord Vigo – Walk The Shadows – Album Review

Lord Vigo – Walk The Shadows
Herkunft: Deutschland
Release: 31.05.2025
Label: High Roller Records
Dauer: 47:46
Genre: Dark Wave / Gothic Metal


Es gibt Bands, bei denen man genau weiß, was man an ihnen hat. Auch die Erwartungen an ein neues Album stehen meist schon felsenfest. Diese Treffsicherheit glaubte ich bisher auch bei Lord Vigo zu besitzen.

Die letzten beiden Alben Danse de Noir und We Shall Overcome überzeugten mich vom ersten Ton an mit ihrem epischen Doom- und Heavy-Metal-Sound. Umso schockierender wirkte auf mich das erste Hören von Walk The Shadows. Statt den erwarteten Abschluss der Trilogie zu liefern, brechen Lord Vigo radikal mit dem Gewohnten und entführen uns auf einen Dark-Wave-Trip der 1980er Jahre.

Wird so viel Mut belohnt?

Wer noch keine Hörprobe des neuen Albums gehört hat, sollte zumindest wissen: Mit Walk The Shadows schlagen Lord Vigo ein neues Kapitel auf. Alles auf diesem Album atmet den Geist der 1980er Jahre – von den Synthesizer-Klängen bis zur düsteren Atmosphäre. Die Band scheint hörbar Freude an ihrer musikalischen Zeitreise hin zu dunklen Tanzflächen zu haben. Insofern sei dem Hörer vorab eine musikalische Offenheit und Befreiung von musikalischen Hörgewohnheiten ans Herz gelegt.

Wenn man die Gitarrenpräsenz einmal ausblendet, erinnern das Intro und die sieben folgenden Tracks stark an Bands wie The Cure und Sisters Of Mercy. Einzelne Passagen wecken zudem Assoziationen zu Tears for Fears, The Smiths und A-ha. Wer jetzt epischen Doom Metal erwartet, wird auf dem sechsten Studioalbum enttäuscht, denn Walk The Shadows schlägt bewusst andere Töne an. Lord Vigo zeigen auf diesem stilistischen Ausflug eine beeindruckende Konsequenz. Alles deutet darauf hin, dass sich dieser musikalische Richtungswechsel über Jahre hinweg angestaut hat und nun mit voller Überzeugung umgesetzt wurde.

Ein Aufbruch in dunkle Gefilde

Statt wuchtiger Riffs und epischem Metal dominieren auf Walk The Shadows unüberhörbar Synthesizer-Sounds und durchgehend tanzbare, wenn auch kraftvolle Drumbeats. Die Gitarren sorgen mit ihrer markanten Präsenz jedoch dafür, dass das Album nicht vorschnell in die Pop-Schublade gesteckt wird. Etwas schade ist, dass bei der Auswahl der beiden Singleauskopplungen vor allem auf das härtere Material zurückgegriffen wurde. Der Titelsong Walk The Shadows, den man HIER hören kann und We Shall Not, spiegeln nicht vollständig den konsequenten Weg wider, den Lord Vigo in Richtung Dark Wave einschlagen hat.

Die poppigeren Facetten kommen in Songs wie Through A Glass Darkly, Killing Hearts And Endless Nights und Servant Of The Dark deutlich besser zur Geltung. Kurz vor dem Finale liefert Frontmann Vinz Clortho in The Triumph Of The Killing Heart eine Performance mit einem deutlichen Hauch von Robert Smith von The Cure ab. Spätestens ab diesem Song kniet die Gothic-Fraktion andächtig vor der Stereoanlage und verlangt nach mehr.

Das emotionale und schillernde Finale

Zugegeben, mit dieser Überschrift nehme ich die Pointe schon ein wenig vorweg. Wie so oft ist der letzte Song eines Albums lang, ausufernd und hebt sich deutlich vom übrigen Material ab. Doch El Hakim geht noch darüber hinaus. Mit seinen rund zwölf Minuten ist er eine Überraschung und ein komplexes Geschenk.

Der Übersong besitzt emotionale Tiefe und verbindet orientalische Klangwelten mit dem nostalgischen Soundbildern der 1980er. Was daraus entsteht, ist ein geradezu episches Kopfkino. Der Track zeigt, dass Lord Vigo nicht nur konsequent ihre künstlerische Vision verfolgen, sondern auch jenseits von Genregrenzen über eine beeindruckende musikalische Qualität verfügen.


Fazit
Lord Vigo trauen sich was und werden sicher einige Hörer irritieren! Doch Walk The Shadows ist ein mutiges, stilistisch konsequentes und musikalisch starkes Werk. Wer mit den 1980ern aufgewachsen ist, sich für Dark Wave und Gothic begeistern kann, sollte diesem Album unbedingt eine Chance geben. Ich bin gespannt, ob Walk The Shadows ein einmaliger Ausflug bleibt oder uns Lord Vigo auch beim nächsten Mal wieder überraschen. 8,5 / 10

Line Up
Vinz Clortho – Gesang, Schlagzeug (Studio), Synthesizer
Volguus Zildrohar – Gitarre, Bass
Tony Scoleri – Gitarre, Bass
Zuul – Bass (Live)
Ivo Shandor – Schlagzeug (Live)

Tracklist
01. A Morbid Realm
02. Walk The Shadows
03. Through A Glass Darkly
04. We Shall Not
05. Killing Hearts And Endless Nights
06. Servant Of The Dark
07. The Triumph Of The Killing Heart Touch
08. El Hakim

Links
Facebook Lord Vigo
Bandcamp Lord Vigo


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