Insomnium – Anno 1696 – Album Review

Insomnium – Anno 1696
Herkunft:
Finnland
Release:
24.02.2023
Label: Century Media Records
Dauer:
50:32
Genre:
Melodic Death Metal


Insomnium-Promopic
Foto Credit: Terhi Ylimäinen

Insomnium stehen seit 26 Jahren für melodischen Death Metal mit atmosphärischer Schlagseite. Nachdem die Finnen mit ihrer 2021 EP Argent Moon ihre Fans begeistern und vermutlich auch neue Anhänger gewinnen konnten, legt die Band nun mit Anno 1696 ihr neuntes Vollzeitalbum vor.

Wie der Titel bereits vermuten lässt, beschäftigen sich die Musiker darauf mit Geschichte. Konkret geht es um die Jahre 1696 und 1697, die als besonders düsteres Kapitel in der finnischen Historie gelten. Insomnium spinnen, kurz gesagt, eine zusammenhängende Erzählung rund um Hexenverbrennungen, Hungersnöte und…Werwölfe. Because, why not? Musikalisch wird es gewohnt vertrackt, wobei aber wiederum auch Wert auf eingängige Passagen gelegt wird.

Melodisch und mit vielen Facetten

Anno 1696 ist wieder als Gesamtkunstwerk zu betrachten und alles andere als Easy-Listening. Die Finnen bleiben nämlich ihrem Erfolgsrezept treu und liefern Musik zum Eintauchen, wobei sie ihre Hörer mit melodischem Death Metal verschiedener Akzentuierungen in ihren Bann ziehen.

Das vorab HIER veröffentlichte White Christ ist beispielsweise tiefschwarz angehaucht, was nicht nur an Gastsänger Sakis Tolis von Rotting Christ liegt. In The Unrest zeigt sich die Band wiederum von ihrer folkloristischen Seite, was den Song für ihre Verhältnisse sehr eingängig macht. Und den bei so vielen Bands etwas nervig oder gekünstelt klingenden Wechsel zwischen Growls und Klargesang beherrschen Insomnium sowieso aus dem Effeff.

Atmosphäre vor Eingängigkeit

Das so einfache wie erfolgreiche Songwriting-Formel “Strophe-Refrain-Strophe” setzen die Finnen zwar gelegentlich auch ein, allerdings konzentrieren sie sich viel eher auf die Story und Atmosphäre, die sie vermitteln wollen, anstatt auf eingängige Strukturen. Das bedeutet: Anno 1696 klingt insgesamt betrachtet etwas sperrig.

Godforsaken ist etwa ein achtminütiges Epos zwischen Growls und dem sirenenartigen Gesang von Gastmusikerin Johanna Kurkela. Das abschließende The Rapids wiederum in einer ähnlichen Spielzeit auf das kohärente Wechselspiel zwischen Aggression und Melancholie, für das skandinavischer Metal berühmt und beliebt ist.

Album Nummer Neun wird Fans der Band also wieder mehr als zufrieden stellen, während Gelegenheitshörern der einfache Zugang durch die Komplexität einiger Songs erschwert wird.  Man könnte also sagen: Insomnium haben hier einen Zwischenweg zwischen den vertracktesten und eingängigsten Werken ihrer Vergangenheit gefunden, was durchaus als Kompliment gemeint ist.


Fazit
Insomnium entführen uns auf Anno 1696 in eines der düstersten Kapitel in der Geschichte ihres Heimatlandes. Das zeigt sich nicht nur in den Texten, sondern auch in der musikalischen Umsetzung. Allerdings hat kaum jemals eine Band den Spagat zwischen melodischer Eingängigkeit und Vertracktheit so gekonnt umgesetzt wie hier, wobei die gelegentliche Sperrigkeit des Materials aber eine höhere Punktzahl verhindert. 8 / 10

Line Up
Niilo Sevänen – Bass, Gesang
Ville Friman – Gitarre
Jani Liimatainen – Gitarre, Gesang
Markus Vanhala – Gitarre, Gesang
Markus Hirvonen – Schlagzeug

Tracklist
1. 1696
2. White Christ (feat. Sakis Tolis)
3. Godforsaken (feat. Johanna Kurkela)
4. Lilian
5. Starless Paths
6. The Witch Hunter
7. The Unrest
8. The Rapids

Links
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