Green Lung – This Heathen Land – Album Review

Green Lung – This Heathen Land
Herkunft:
London / UK
Release:
03.11.2023
Label: Nuclear Blast Records
Dauer:
42:19
Genre:
Hard Rock / Retro Rock


Foto Credit: Andy Ford

Ein bisschen wundere ich mich immer noch über den schnellen und stetigen Aufstieg von Green Lung. Der Grund ist, dass ich ihre Musik trotz aller Vielfalt eigentlich nicht als massenkompatibel für den normalen Headbanger einschätze.

Trotzdem haben Green Lung seit ihrer ersten EP Free The Witch die heimische Insel und die internationale Hörerschaft in eine begeisterte Gefolgschaft verwandeln können. Sowohl mit dem ersten vollen Album Woodland Rites als auch das folgende Black Harvest von 2021 haben die Engländer nur positives Feedback eingefahren. Alle Erfahrung und Erfolg gipfelten diesen November im Album This Heathen Land und einem damit verbundenen Deal mit Nuclear Blast Records.

Zwischen Retro, Doom und Okkult Rock

Es sind die gelieferte Qualität und die Spannbreite, welche Green Lung diese Popularität verschafft. Durch spielend leicht wirkende Genreüberschreitungen verknüpfen die Engländer Elemente aus Stoner, Okkult und Retro Rock. Dazu kommt das Setzen von Alleinstellungsmerkmalen. Die Gitarrenarbeit und die teilweise nerdigen und verschrobenen Keyboardpassagen prägen auch das neue This Heathen Land. Weiterhin ist es die Stimme von Frontmann Tom Templar, welche für einen hohen Wiedererkennungsgrad sorgt. Seine Stimme ist irgendwo zwischen Nate Tyson von der Band Spellbook und Altmeister Ozzy Osbourne angesiedelt ist.

Der Start des Albums ist zügig und rockig. Nach einem kurzen Intro startet die Band mit The Forest Church. Sofort auffällig sind die Retro-Orgelklänge, die dem Sound etwas altes, aber auch prägendes geben. Die Chöre im Refrain und die perfekt sitzenden Riffs geben dem Song den letzten Schliff. Noch eine Schippe drauf gibt es bei Mountain Throne. Zwischen den fetten Gitarrenriffs versteckt sich der Klang einer Flöte und streut so Folkelemente mit ein.

Fern unserer heutigen Zeit

Textlich bewegt sich This Heathen Land weg von unseren heutigen schnelllebigen Problemen. Die Inhalte strahlen eine Art ländliche Ruhe aus und erden uns. Sie erzählen uns alte, okkulte Geschichten um Naturereignisse, mystische Einflüsse von Tieren, insbesondere von Vögeln auf das Schicksal der Menschen. Trotzdem geht es erst einmal mit der okkulten Rocknummer Maxine (Witch Queen) weiter, welche ihr HIER anhören könnt. Der Song ist schon fast tanzbar und gräbt sich schnell im Gehörgang ein. Auch hier sind die Töne der Retro-Orgel nicht zu überhören, aber im musikalischen Kontext auch unverzichtbar.

Das Album nimmt danach einen Wendepunkt vom zügigen und leicht verdaulichen hin zum Dunklen und Besinnlichen. Ein schweres Riff in Verbindung mit Glockenschlägen weckt bei One for Sorrow sofort Erinnerungen an Black Sabbath. Doch Green Lung kopieren nicht, sondern sie erschaffen selber. Darum bestechen und betören ihre Kompositionen durch und durch. One for Sorrow ist gitarrendominiert und erzeugt mit seiner Tiefe und den okkulten Lyriks eine dicke Gänsehaut. Den für mich besten Song des Albums könnt ihr HIER anhören.

Durch die Ozeane der Zeit

Fast schon Folkrock gibt es beim zarten und besinnlichen Song of the Stones bevor bei The Ancient Ways wieder etwas mehr Dynamik aufgenommen wird. In die Schlussrunde geht es mit dem von einem Fuß auf den anderen vorwärts hüpfenden Hunters in the Sky. Die Gitarrenarbeit ist unglaublich und auch die Orgel meldet ihren Anspruch und jagt dazwischen.

Wie branchenüblich kommt der längste Track zum Schluss. Eine Minute lang baut sich Oceans of Time auf bevor es seine Energie entfaltet. Eine drängende Rhythmusgruppe, mehrstimmiger Gesang und einen unglaublicher Scott Black an der Gitarre steigern und verdichten den Song bis zu seinem stimmungsvollen Ausklang.


Fazit
Green Lung haben sich wieder gesteigert. Die musikalische Breite und die inhaltliche Besinnung von This Heathen Land machen es leicht den Erzählungen der Band zu folgen. Die Produktion ist nicht mehr so fett wie beim Vorgänger, sondern präzise und perfekt ausgewogen ausgefallen. Feinste englische Arbeit 9 / 10

Line Up
Tom Templar – Gesang
Scott Black – Gitarre
Joseph Ghast – Bass
John Wright – Keyboards
Matt Wiseman – Schlagzeug

Tracklist
01. Prologue
02. The Forest Church
03. Mountain Throne
04. Maxine (Witch Queen)
05. One for Sorrow
06. Song of the Stones
07. The Ancient Ways
08. Hunters in the Sky
09. Oceans of Time

Links
Webseite Green Lung 
Facebook Green Lung 
Instagram Green Lung 


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