Alt und Neu aus meinem Plattenschrank – Meine Empfehlung für Sonntag – Kolumne

Alt und Neu aus meinem Plattenschrank ist eine wiederkehrende Kolumne, in der unsere Redakteure jeweils ein Album zur näheren Besprechung und Vorstellung auswählen. Die perfekte Sonntagslektüre mit dem bestimmt ein oder anderen bisher unbekannten Musiktipp.


Rotting Christ, Triarchy of the Lost Lovers, CD

Es war der 03.10.1996 in den Ruhr-Rock-Hallen in Dortmund: ich hörte seit etwas über drei Jahren begeistert Metal, und hatte auch seit einiger Zeit die extremeren Vertreter dieser Musik für mich entdeckt.
Das Out Of The Dark Festival stand an. Da ich, grad mal 17, noch nicht selber Auto fahren konnte, nahm ich das Angebot dankend an, von meinem Vater dorthin gefahren zu werden.
Leider hatte keiner meiner Kumpels Zeit oder Geld mitzukommen, also war ich alleine da. Zudem kam ich ein wenig verspätet an, sodass die erste Band des Billings schon auf der Bühne stand.

Die Musik gefiel mir auf Anhieb, tolle melodische Twin-Guitars, schleppend-düstere Midtempo-Songs und Growls. Obwohl das Line Up eigentlich auf dem Ticket vermerkt war, ging ich erstmal zum Headbangen in die erste Reihe und fragte zwei schon leicht angetrunkene Schergen, welche Band denn grad spielen würde. Die in schönem Ruhrpott-Dialekt gegröhlte Antwort lautete: “hömma, dat sind RottinK Krisst!

First contact

Und ohja, dat waren se, Rotting Christ aus Griechenland! Ich kannte die Band vorher nicht und war eigentlich hauptsächlich wegen Samael, Gorefest und Moonspell auf das Festival gefahren, aber diese geile Mischung aus Düsternis, Melodie und den tollen Growls mit Wiedererkennungswert und sympathischem griechischen Akzent des damals noch unter dem Pseudonym Necromayhem auftretenden Sakis Tolis packte mich direkt!

Obwohl ich als Schüler nicht wirklich viel Kohle hatte, kaufte ich mir direkt ein Longsleeve der Jungs, und einige Tage später im lokalen Plattenladen auch das damals aktuelle dritte Album Triarchy of the Lost Lovers.
Natürlich musste ich das Digipac haben, und hörte den Silberling rauf und runter, in meinem abgedunkelten Jugendzimmer, headbangend und mitgröhlend!
Ich liebe diese Scheibe bis heute, auch wenn vielen Altfans die Abkehr vom harschen Black Metal der Anfangstage hin zu melodischerem und leicht Gothic angehauchten Metal damals nicht so schmeckte.

Zeiten des Wandels

Es war aber auch diese Zeit, damals, 1996, in der sich viele Black und Death Metal Bands vom alten Sound verabschiedeten und auf neuen Wegen wandelten, und das Out of the Dark Festival spiegelte das in seinem Billing gut wieder:

Gorefest hatten mit Erase und Soul Survivor melodischere, groovigere und hard-rockigere Elemente in ihren Death Metal eingewoben, Moonspell hatten mit Irreligious ein abwechslungsreiches neues Album am Start, das ebenfalls anders klang als der Vorgänger Wolfheart, Samael hatten mit Passage ein grenzenüberschreitendes Werk veröffentlicht, das mehr und mehr elektronische Sounds in den Düstermetal der ehemaligen Midtempo-Black-Metaller einführte, und Theatre of Tragedy waren mit Velvet Darkness They Fear damals der neue und heiße Scheiß mit ihren “Beauty and the Beast”-Vocals.

Dennoch lief Triarchy of the Lost Lovers von Rotting Christ damals am häufigsten bei mir, ich liebte einfach die satte und warme Produktion von Andy Classen, die tollen Riffs und Melodien, die immer noch schön düstere Atmosphäre der Songs und auch die Lyrics.

Es wurde ein Herzensalbum

Ein Album ohne Ausfälle, das direkt mit zwei Krachern startet, nämlich den unglaublich eingängigen King of a Stellar War und A Dynasty From The Ice,  aber auch Granaten wie Shadows Follow und The First Field of Battle und auch meinen damaligen Lieblingssong Diastric Alchemy beinhaltet. Allein der hypnotische Twin-Guitar-Riff-Part zu Beginn dieses Songs mit tollem darauffolgenden Solo sorgte jedes Mal dafür, dass ich mich schön in Trance headbangte. Als Bonustracks coverten die drei Griechen dann auch noch schön roh Tormentor sowie ein Medley aus Flag of Hate und Pleasure To Kill von Kreator, geil!

Bis heute haben Rotting Christ eigentlich nie ein schwaches Album veröffentlicht, und sind live auch immer eine Bank, aber dieses Album wird für immer einen besonderen Platz in meinem Metaller-Herzen haben, weil es die erste Platte war, die ich von den Jungs gehört habe.
Schönen metallischen Sonntag, checkt das Album mal aus, lohnt sich!!!


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