Alt und Neu aus meinem Plattenschrank – Meine Empfehlung für Sonntag – Kolumne

Alt und Neu aus meinem Plattenschrank ist eine wiederkehrende Kolumne, in der unsere Redakteure jeweils ein Album zur näheren Besprechung und Vorstellung auswählen. Die perfekte Sonntagslektüre mit dem bestimmt einen oder anderen bisher unbekannten Musiktipp.


Tausende! Na gut,…hunderte! Mindestens. 
Ihr wundert euch, welche Zahl ich vor meinem inneren Auge zusammenspinne? Es ist die Anzahl der, wie ich sie liebevoll nenne, 1970er Led Zeppelin Gedenkkapellen, die sich selbst in den letzten Jahren so schrecklich potent aus dem erspriesslich fruchtbaren Musikerboden stampften. Während ich diese Zeilen tippe und mein Grinsen immer breiter wird, weiß ich schon, wer aus meiner Freundesliste auf genau dieses Statement aufspringen wird wie ein von der Tollwut geplagter kleiner Chihuaha. 

Kadavar, Rough Times, 2016, schwarzes Vinyl

Keine Sorge, die Band, von der ich heute eine Scheibe aus meinem Plattenschrank vorstellen möchte, reiht sich zwar in ein gewisses Genre ein, ist jedoch alles andere als Einheitsbrei und verdient ganz viel Liebe, Lob und Anerkennung. Die Rede ist von Kadavar. Die Band gründete sich 2010 in Berlin als Trio. Die Ursprungsformation wechselte zwar, jedoch wird immer noch zu dritt Musik gemacht. Das Line up besteht aus Lupus, Dragon und Tiger und wer nicht zumindest ein wenig in Tiger an den Drums verliebt ist, hat kein Herz, der hat keine Seele. 
Erst kürzlich, als die Band zum Live Stream Konzert in ihr Studio lud, spielte er sich im legendär silbern glitzernden Elasthan Oberteil mit passender Leggins den langen Bart schwitzig nass und gab alles. 

Das Album, das ich euch neben der gesamten Kadavar Diskografie ans Herz legen möchte, ist Rough Times aus 2017. Was man bekommt? 45 Minuten reiner Proto Metal, der an Eigenständigkeit und zugleich Ohrwurmqualität nicht zu überbieten ist. Insgesamt zehn Tracks zieren das vierte Album der Band, das geschliffener und doch knarziger als die drei Vorgänger Alben klingt. Dies ist sicherlich dem Umstand zu verdanken, dass Rough Times das erste Album im eigenen Studio in Neukölln war und ausschliesslich mit einer 16 Spur Tonbandmaschine live Takes aufgenommen wurden. Das beste Take aus drei Durchläufen wurde weiterverarbeitet und klingt phänomenal auf Vinyl. 
Für mich ist dieses Album jenes, welches Kadavar in den Musiker Olymp der großen Bands katapultierte. Es ist das Album, in dem sie sich irgendwie neu erfanden, nachdem davor schon sich immer steigernde Alben produziert wurden. Nicht nur der titelgebende Track Rough Times prescht nach vorne und ich gebe euch den Tipp: Streamt das Album und springt mit auf den Zug der 1960s im Jahre 2020.


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